Inzwischen war etwas eingetreten, das Franz sich nie hätte vorstellen können: Er hatte sich an sein neues Leben gewöhnt. Diese Erkenntnis hielt er noch als sein Geheimnis, nicht einmal seine Schwester wusste davon. Doch jedem Wesen, das ihn nun beobachtete, war klar, wie selbstbewusst er sich in seinem neuen Körper fühlte und bewegte. Die Zeiten, in denen er ängstlich und verwirrt, oft ziellos, durch den Wald streifte, lagen hinter ihm. Franz lebte jetzt in einer kleinen Wohnung am Stadtrand, umgeben von Dingen, die ihm früher noch Angst gemacht haben. Zwar dachte er noch oft an sein früheres Leben als Eichelbohrer, und in stillen Momenten überkam ihn ein leises, nostalgisches Sehnen nach den Baumkronen, die einst sein Zuhause waren. Doch die Menschenwelt hatte ihn ohne Zweifel in ihren Bann gezogen.
Eines ruhigen Nachmittags, als Franz nahe seiner Wohnung durch einen Park schlenderte, begegnete er Chris. Zunächst nahm Franz das sanfte Brummen und die leichte Bewegung auf einem Ast wahr, bevor er den schlanken Körper der Rotbeinigen Baumwanze sah, die sich auf einem Blatt sonnte. Ihre bronzefarbene Färbung leuchtete in der Sonne, und ihre langen Beine ruhten elegant auf dem Blatt. Neugierig setzte sich Franz auf eine Bank in der Nähe und beobachtete das kleine Wesen, das mit einer Mischung aus Gelassenheit und Wehmut die Umgebung betrachtete.
„Franz?“ fragte Chris plötzlich, und Franz erschrak ein wenig. Obwohl er wusste, dass er weiterhin mit Insekten sprechen konnte, überraschte es ihn immer wieder, wie schnell sie ihn erkannten. „Ja, ich bin Franz“, antwortete er und lächelte. „Du scheinst mich zu kennen.“ Chris nickte. „Natürlich. Du bist unter uns ziemlich bekannt. Deine Geschichte ist einzigartig. Was führt dich hierher, in diese Ecke der Stadt?“
Franz erzählte Chris von seiner Wanderung und davon, wie er bewusst nach etwas Natur in der Stadt suchte, um sich ein Gefühl von Heimat zu bewahren. Chris hörte aufmerksam zu, seine Antennen leicht zuckend, während er so etwas wie Mitgefühl für Franz empfand. „Das kann ich gut verstehen“, sagte die Baumwanze schließlich. „Auch ich habe das Leben in den dichten Wäldern genossen, in den Baumkronen von Eichen, Linden und Ahornen. Ich bin durch Zufall hierher geraten und muss sagen: Die Städte der Menschen machen es uns immer schwerer. Die Ausdehnung der bebauten Flächen, die versiegelten Böden, das grelle Licht in der Nacht – all das bedroht uns. Die wenigen Grünflächen, die bleiben, reichen oft nicht aus, um unsere Populationen zu erhalten.“
Franz sah die Traurigkeit in Chris’ Augen und spürte, wie ihn diese Melancholie selbst berührte. „Es gibt doch Bemühungen, Städte insektenfreundlicher zu gestalten, oder?“ fragte er. „Ich habe von Initiativen gehört, die Grünflächen neu gestalten und auf Pestizide verzichten.“ Chris nickte. „Ja, es gibt Städte, die sich Mühe geben. Sie schaffen Blühwiesen, setzen insektenfreundliche Beleuchtung ein, und in manchen Gebieten wird sogar das Mahdregime* angepasst. Aber das ist oft nicht genug. Was wir brauchen, ist eine Stadt, die uns wirklich als Teil ihrer Gemeinschaft sieht, uns Raum gibt zum Leben und Atmen. Eine insektenfreundliche Stadt muss weit mehr tun als nur ein paar Blumen pflanzen. Sie muss verstehen, wie wir leben, was wir brauchen, und uns den Platz zugestehen, den wir verdienen.“
Chris seufzte und senkte seine Antennen ein wenig. „Und es wird immer dringlicher. Ich fühle mich oft so einsam, weil ich nur noch wenige meiner Art treffe. Die meisten sind verschwunden, und diejenigen, die übrig bleiben, suchen verzweifelt nach Nahrung und Unterschlupf.“ Franz betrachtete die kleine Wanze mit neuen Augen. Die Herausforderung, vor der Chris stand, schien ihm plötzlich umso realer und greifbarer. „Es muss schwer sein, so allein zu sein.“
„Ja“, antwortete Chris leise. „Vor kurzem habe ich ein schickes Mädchen getroffen. Sie war anders, eine Purpur-Fruchtwanze, aber ich konnte nicht anders, als mich zu ihr hingezogen zu fühlen. Ich hoffe, dass sie eines Tages auch so für mich empfinden wird. Schließlich gehören wir beide zu den Baumwanzen.“ Franz lächelte. „Liebe kennt keine Grenzen! Vielleicht findet ihr beide einen Weg, eure Unterschiede zu überwinden.“ Chris blickte auf und seine Augen leuchteten auf. „Das hoffe ich wirklich. In dieser Welt, die sich so schnell verändert, könnte die Liebe das Einzige sein, das bleibt.“
Nach einer Weile des Schweigens, in der beide in ihre Gedanken versunken waren, sagte Franz: „Weißt du, Chris, ich glaube, ich könnte etwas tun. Ich kenne Menschen, die sich für die Natur in der Stadt einsetzen. Vielleicht kann ich ihnen helfen, unsere Stadt ein bisschen mehr insektenfreundlich zu gestalten. Es ist vielleicht nicht viel, aber es könnte ein Anfang sein.“ Chris’ Augen glänzten vor Dankbarkeit. „Das würde uns so viel bedeuten, Franz. Für uns alle.“
Franz nickte entschlossen. „Dann werde ich meinen Teil tun. Eine insektenfreundliche Stadt braucht mehr als nur Grünflächen. Es braucht Orte, an denen Pflanzen blühen dürfen, wo Licht die Nacht nicht beherrscht und wo wir zusammenleben können, ohne uns gegenseitig zu verdrängen. Die Stadt sollte verstehen, dass auch ihr kleinsten Bewohner einen Platz haben müssen, um zu überleben und zu gedeihen.“
Chris lächelte und die Traurigkeit, die ihn zuvor umgeben hatte, wich einem Funken Hoffnung. „Danke, Franz. Das gibt mir neue Hoffnung.“
*„Mahdregime“ ist ein komplizierter Name, für etwas, das jeden Tag in jeder Stadt geschieht: Es beschreibt die Art und Weise, wie und wann Wiesen oder Grünflächen gemäht werden. Hier geht es also darum, wie oft und zu welchen Zeiten das Gras in städtischen Grünflächen geschnitten wird. Ein gutes Mahdregime berücksichtigt, dass Insekten wie Schmetterlinge oder Bienen Zeit und Raum brauchen, um sich zu entwickeln. Deshalb wird nicht die ganze Fläche auf einmal und nicht zu oft gemäht. So bleibt genug Lebensraum für die Insekten erhalten, und die Pflanzen haben Zeit, zu blühen und Samen zu bilden.
Die Rotbeinige Baumwanze ist zwischen 12 und 15 Millimeter lang und hat im Herbst eine dunkelbraune und im Sommer helle bronzefarbene Färbung. Sie ernährt sich sowohl pflanzlich als auch von tierischer Nahrung und saugt an Knospen, Trieben und Früchten. Die Weibchen legen ihre Eier auf Blattoberseiten ab. Diese Wanzenart ist in ganz Europa bis nach Kleinasien und Sibirien verbreitet und kommt in Waldrändern, Parkanlagen und Gärten vor. Sie lebt hauptsächlich in Baumkronen von Laubbäumen wie Eichen, Linden und Ahornen. In Städte dringt sie gelegentlich ein und fliegt in Wohnungen.
Die Rotbeinige Baumwanze ist zwischen 12 und 15 Millimeter lang und hat im Herbst eine dunkelbraune und im Sommer helle bronzefarbene Färbung. Sie ernährt sich sowohl pflanzlich als auch von tierischer Nahrung und saugt an Knospen, Trieben und Früchten. Die Weibchen legen ihre Eier auf Blattoberseiten ab. Diese Wanzenart ist in ganz Europa bis nach Kleinasien und Sibirien verbreitet und kommt in Waldrändern, Parkanlagen und Gärten vor. Sie lebt hauptsächlich in Baumkronen von Laubbäumen wie Eichen, Linden und Ahornen. In Städte dringt sie gelegentlich ein und fliegt in Wohnungen.
Die Rotbeinige Baumwanze ist zwischen 12 und 15 Millimeter lang und hat im Herbst eine dunkelbraune und im Sommer helle bronzefarbene Färbung. Sie ernährt sich sowohl pflanzlich als auch von tierischer Nahrung und saugt an Knospen, Trieben und Früchten. Die Weibchen legen ihre Eier auf Blattoberseiten ab. Diese Wanzenart ist in ganz Europa bis nach Kleinasien und Sibirien verbreitet und kommt in Waldrändern, Parkanlagen und Gärten vor. Sie lebt hauptsächlich in Baumkronen von Laubbäumen wie Eichen, Linden und Ahornen. In Städte dringt sie gelegentlich ein und fliegt in Wohnungen.