Kapitel 20 - Ein Brief über die Zahlenwunder der Natur

An:

Franz, den Ex-Eichelbohrer

Stadt der Menschen

Hallo, mein alter Freund,

es ist schon eine Weile her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, Franz. Ich hoffe, du hast dich inzwischen an dein Leben als Mensch gewöhnt. Wir Käfer reden immer noch oft über dich. Neulich habe ich mich mit Madeline und Maria zu einem Nachmittagsflug getroffen und danach dachte ich, ich schreibe dir mal. Vielleicht interessiert es dich, worüber wir gesprochen haben – es ging um Zahlen und Muster, die überall in der Natur vorkommen.

Mich würden dazu deine Gedanken als Mensch interessieren!

Wie du weißt, bin ich ein Vierzehnpunkt-Marienkäfer. Meine Art hat viele verschiedene Farb- und Mustervarianten. Manche von uns haben gelbe Flügel mit schwarzen Punkten, andere sind fast komplett schwarz, weil sich ihre Flecken verbinden. Madeline ist ein Trockenrasen-Marienkäfer. Sie hat auch vierzehn Flecken, aber bei ihr sind es gelbe Punkte auf schwarzen Flügeln. Marias Körper wiederum, als Siebenpunkt-Marienkäfer, ist kräftig rot mit genau sieben schwarzen Punkten – ein echter Klassiker unter den Marienkäfern.

Wir flogen entspannt durch die Lüfte und landeten auf einem Blütenstand, als wir anfingen, über unsere Unterschiede zu sprechen. Warum, fragten wir uns, haben einige von uns vierzehn Flecken und andere nur die Hälfte davon? Was steckt hinter diesen Zahlen? Schließlich bemerkte Madeline, dass die Natur voller Muster ist, die vielleicht nicht rein zufällig entstehen.

„Manchmal glaube ich“, sagte sie, „dass hinter all dem ein tieferes Geheimnis steckt.“ So kamen wir auf die Fibonacci-Zahlen zu sprechen. Du erinnerst dich vielleicht: Das ist die Zahlenfolge, bei der jede Zahl die Summe der beiden vorhergehenden ist: 1, 2, 3, 5, 8, 13 und so weiter. Sonnenblumen, Ananasfrüchte und Fichtenzapfen haben Spiralen, die genau diesen Zahlen folgen. Die Ringelblume hat 13 Blätter und Gänseblümchen gibt es mit 34, 55 oder 89 Blütenblättern – alles Fibonacci-Zahlen.

Maria erwähnte, dass die Menschen diese Zahlen inzwischen fast überall nutzen, sogar wenn sie an der Börsen spekulieren. Sie nennen das „Fibonacci-Retracements.“ Schon seltsam, oder? Die Natur zeigt uns Zahlen und die Menschen nutzen sie, um Geld zu verdienen. Wie wir Käfer suchen auch die Zweibeiner nach einer Erklärung für das Chaos des Lebens.

Aber kann es wirklich überzeugende Erklärungen geben? Zumindest wissen wir, wie effizient die Natur ist. Meine Bekannte Wiebke hat mir vom Bau ihrer Waben erzählt. Bienenwaben werden stets in sechseckiger Form errichtet. Das ist der perfekte Kompromiss zwischen platzsparender und besonders stabiler Bauweise.

Während wir uns weiter auf den Blütenständen ausruhten, sprachen Madeline, Maria und ich über all die Dinge, die uns an den Zahlen der Natur faszinieren. Es sind nämlich nicht nur die Fibonacci-Zahlen. Maria erinnerte uns an Zikaden in Nordamerika, die sich exakt alle 13 oder 17 Jahre massenhaft vermehren, und daran, dass gesunde Menschen 23 Chromosomenpaare haben. Alles Primzahlen.

Denkst du manchmal an uns und unsere Punkte, wenn du durch die Stadt gehst? Vielleicht siehst du Fibonacci-Zahlen in den geschwungenen Treppen eines Gebäudes, in den Blättern eines Baumes oder in Muscheln, die in perfekten logarithmischen Spiralen wachsen.

Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder!

In Freundschaft,

Ivo

Trockenrasen-Marienkäfer (Coccinula quatuordecimpustulata)

Der Text beschreibt den Marienkäfer Coccinula quatuordecimpustulata. Die Käfer sind etwa drei bis vier Millimeter lang, haben schwarze Deckflügel mit gelben Punkten und einen nierenförmigen Fleck am Hinterteil. Sie sind in ganz Europa verbreitet, vor allem in Osteuropa und Kleinasien. Die Art bevorzugt trockene Standorte wie Trockenrasen und sandige Gebiete mit Besenginster-Vegetation. Die Käfer ernähren sich räuberisch von verschiedenen Blattläusen. Der Name quatuordecimpustulata leitet sich aus dem Lateinischen ab und bedeutet "vierzehnfleckig", was auf die insgesamt vierzehn gelben Flecke auf den Deckflügeln verweist.

Vierzehnpunkt-Marienkäfer (Propylea quatuordecimpunctata)

Die beschriebene Käferart weist eine große Vielfalt an Formen und Farben auf. Die Tiere sind gelb mit schwarzen Flecken und können verschiedene Farb- und Musterungsvarianten haben. Sie sind in ganz Europa und Asien verbreitet und leben auf Laubhölzern und krautigen Pflanzen. Ein Weibchen legt bis zu 400 Eier, da die Larven eine hohe Sterblichkeit haben. Die Käfer ernähren sich hauptsächlich von Blattläusen und sind daher nützlich.

Zweiundzwanzigpunkt-Marienkäfer (Psyllobora vigintiduopunctata)

Der Zweiundzwanzigpunkt-Marienkäfer ist eine Art von Käfer, die in weiten Teilen Europas, Nordafrika und Asien vorkommt. Sie haben einen fast kreisrunden Körper mit kräftig gelben Deckflügeln, die je elf schwarze Punkte aufweisen. Die erwachsenen Tiere und die Larven ernähren sich von Echtem Mehltau und überwintern oft in größeren Gruppen. Sie gelten bei Gärtnern als nützliche Insekten aufgrund ihrer Pilznahrung. Die Weibchen legen ihre Eier im Frühling auf von Mehltau befallene Blätter.

Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata)

Der Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata) ist eine Käferart, die ursprünglich im paläarktischen Gebiet vorkam, aber sich inzwischen auch in Nordamerika, dem Nahen Osten und Indien verbreitet hat. Die Käfer haben einen gestreckten, gewölbten und runden Körper, sind rot gefärbt und haben drei schwarze Punkte auf jedem Deckflügel. Die Männchen haben ein Haarbüschel auf dem vorletzten Sternit. Siebenpunkt-Marienkäfer sind Blattlausjäger und leben vom Frühjahr bis in den späten Herbst. Sie überwintern in Kolonien am Boden und werden von Gärtnern als Nützlinge angesehen, da sie große Mengen an Blattläusen vertilgen. Der Siebenpunkt-Marienkäfer wurde zum Insekt des Jahres 2006 in Deutschland und Österreich gewählt.