Kapitel 3 - Kristine und die Angst vor 8 Beinen

Liebes Tagebuch,

heute hatte ich eine unglaubliche Begegnung. Ich traf auf einen jungen Mann namens Franz. Er ist nicht irgendein Mensch – er war mal ein Insekt! Stell dir vor, als Franz mich zuerst sah, hat er sich richtig erschrocken. Irgendwie süß; aber auch traurig, dass ich ihm solche Angst gemacht habe.

Eigentlich hatte ich heute ganz andere Pläne, denn es war ein warmer Nachmittag, und ich saß gemütlich auf einer großen, gelben Blüte, wie immer auf der Suche nach Beute. Doch plötzlich tauchte Franz auf, bleich vor Angst, und starrte mich mit großen Augen an. Sofort dachte ich, dass es an seiner menschlichen Gestalt liegen musste. Menschen haben ja oft Angst vor Spinnen – ich glaube, das nennt man „Arachnophobie“.

Also beschloss ich, mit ihm zu sprechen und ihm zu zeigen, dass er vor mir und anderen Spinnen keine Angst haben muss. Wir sind doch keine fiesen Kreaturen! Ganz im Gegenteil – wir haben alle eine wichtige Rolle in der Natur.

Franz hörte mir aufmerksam zu, anfangs noch etwas unsicher, aber seine Neugier wuchs. Ich erzählte ihm von meiner Fähigkeit als Veränderliche Krabbenspinne, die Farbe ändern zu können, um mich in die Umgebung einzufügen und vor Feinden zu verstecken. „Es ist erstaunlich, wie viele Menschen nicht wissen, dass sich einige Spinnen verwandeln können.“ erklärte ich ihm. „Wir können von Gelb zu Weiß wechseln und wieder zurück, um uns auf Blüten zu tarnen. Das hilft uns nicht nur bei der Jagd, sondern schützt uns vor möglichen Feinden.“ Das fand er faszinierend und ich glaube, ab diesem Moment hat er mir vertraut.

Er war auch beeindruckt davon, wie wir an unsere Nahrung kommen. „Wir warten geduldig auf Blüten, bis andere, meist kleine Insekten vorbeikommen. Mit unseren kräftigen Vorderbeinen packen wir die Beute blitzschnell und lähmen sie mit unserem Gift,“ sagte ich ihm. Franz fand es erstaunlich, wie effektiv und präzise wir dabei vorgehen. Es überraschte ihn, dass wir so klein und doch so geschickt und kraftvoll sind. Was ich nicht brauche, aber das Markenzeichen vieler anderer Spinnen ist, fand er ebenso toll: den Bau komplexer Netze, die als intelligente Fallen dienen. Spinnennetze bestehen aus reißfester Seide, die in speziellen Drüsen produziert wird. Meine entfernten Verwandten weben mühelos große Netze in außergewöhnlicher, geometrischer Perfektion.

Ich erklärte Franz, dass die Angst vor Spinnen oft aus Unwissenheit entsteht. Menschen sehen unsere acht Beine und unsere vielen Augen und finden uns sofort unheimlich. Dabei sind wir sehr wichtig für die Natur! Wir kontrollieren die Insektenpopulation und tragen dazu bei, das natürliche Gleichgewicht zu erhalten. Was natürlich nicht hilft, sind die Schlagzeilen in den Zeitungen der Menschen, wie zum Beispiel diese:

„Nosferatu-Spinne breitet sich rasant aus: Biss schmerzt wie ein Wespenstich!“

Auch ich bin bereits einem Exemplar der gefürchteten Nosferatu-Spinne begegnet. Es war ein haariges Kerlchen namens Manfred, der selbst mir, als erfahrenem Achtbeiner, einen Schrecken eingejagt hat. Manfred machte einen aggressiven Eindruck – wie er da mit seinen langen Beinen und grimmigen Augen letzten Winter in einer windgeschützten Ecke hinter einem Stein lauerte. Doch hinter dieser bedrohlichen Fassade steckte nur ein verängstigtes, unsicheres Wesen. Manfred gehört nicht hierher, sondern hat sich wegen des immer wärmer werdenden Klimas aus seiner Heimat im Mittelmeerraum zu uns verirrt.

Ob der Biss einzelner Spinnen gefährlich ist, wird übrigens stark diskutiert. Bei der Nosferatu-Spinne gibt es nur wenige dokumentierte Fälle und selbst im schlimmsten Fall ist ein Biss nur für Allergiker gefährlich. Als Faustregel gilt: Wir Spinnen beißen nur ganz selten und ziehen es vor, zu fliehen oder uns tot zustellen, wenn wir uns bedroht fühlen. Und die allermeisten von uns können die menschliche Haut nicht annähernd durchdringen.

Franz bedankte sich bei mir und meinte, er sei froh über diese neuen Einblicke. Nach kurzem Nachdenken erzählte er, dass viele Menschen ähnliche Ängste auch vor anderen kleinen Wesen haben, wie zum Beispiel vor Kellerasseln oder großen Hummeln. Oft liegt es einfach daran, dass diese Lebewesen ungewöhnlich oder ungewohnt aussehen. „Wir Zweibeiner,“ sagte Franz, „fürchten uns oft vor dem, was wir nicht verstehen, besonders wenn es anders aussieht oder sich anders bewegt, als wir es gewohnt sind.“

Ganz ehrlich, ich war beeindruckt von seiner Entschlossenheit und seinem Wunsch, mehr über die Welt um ihn herum zu lernen. Es hat mich glücklich gemacht zu sehen, wie offen er für neue Perspektiven war, trotz seiner anfänglichen Ängste. Von uns Spinnen geht so gut wie keine Gefahr aus, dafür aber umso mehr vom Klimawandel, den die großen Zweibeiner jeden Tag vorantreiben.

Aber gerade habe ich etwas aus dem Augenwinkel entdeckt. Eine Schnake hat sich wohl zu später Stunde in meine Nähe verirrt. Zeit, zuzuschlagen – ich habe wirklich großen Hunger!

(Keine Sorge, Franz, das geht ganz schnell!)

Deine Kristine

Veränderliche Krabbenspinne (Misumena vatia)

Die Veränderliche Krabbenspinne (Misumena vatia) ist eine Art mit starkem Geschlechtsdimorphismus. Männchen sind kleiner als Weibchen und haben einen schwärzlichen Vorderkörper sowie weiß bis gelblich gefärbten Hinterkörper. Weibchen können ihre Körperfarbe aktiv wechseln und variieren zwischen gelb, gelbgrün und weiß. Die Art kommt in Europa, Amerika und den arktischen bis subtropischen Zonen der Holarktis vor. Sie bewohnt blütenreiche Lebensräume und ernährt sich von verschiedenen blütenbesuchenden Insekten. Die Art ist nicht gefährdet.

Veränderliche Krabbenspinne (Misumena vatia)

Die Veränderliche Krabbenspinne (Misumena vatia) ist eine Art mit starkem Geschlechtsdimorphismus. Männchen sind kleiner als Weibchen und haben einen schwärzlichen Vorderkörper sowie weiß bis gelblich gefärbten Hinterkörper. Weibchen können ihre Körperfarbe aktiv wechseln und variieren zwischen gelb, gelbgrün und weiß. Die Art kommt in Europa, Amerika und den arktischen bis subtropischen Zonen der Holarktis vor. Sie bewohnt blütenreiche Lebensräume und ernährt sich von verschiedenen blütenbesuchenden Insekten. Die Art ist nicht gefährdet.

Veränderliche Krabbenspinne (Misumena vatia)

Die Veränderliche Krabbenspinne (Misumena vatia) ist eine Art mit starkem Geschlechtsdimorphismus. Männchen sind kleiner als Weibchen und haben einen schwärzlichen Vorderkörper sowie weiß bis gelblich gefärbten Hinterkörper. Weibchen können ihre Körperfarbe aktiv wechseln und variieren zwischen gelb, gelbgrün und weiß. Die Art kommt in Europa, Amerika und den arktischen bis subtropischen Zonen der Holarktis vor. Sie bewohnt blütenreiche Lebensräume und ernährt sich von verschiedenen blütenbesuchenden Insekten. Die Art ist nicht gefährdet.