Kapitel 6 - Tanz aus Liebe

Das wöchentliche Arthropoden-Bulletin berichtet heute exklusiv von der Paarung der Großen Heidelibellen und interviewt dafür Lisa und Linus. Die Paarung dieser Libellen-Art, die in Europa, Nordafrika sowie Klein- und Westasien verbreitet ist, wird oft als ein „Tanz“ beschrieben. Doch ist diese Beschreibung wirklich zutreffend? Lisa und Linus, beide Große Heidelibellen, teilen ihre persönlichen Erfahrungen mit uns, um Licht in dieses faszinierende Naturschauspiel zu bringen.

Arthropoden-Bulletin:

Guten Tag, Lisa und Linus. Danke, dass ihr heute hier seid. Beginnen wir mit der ersten Frage. Viele nennen eure Paarung einen „Tanz“. Wie fühlt es sich für euch an?

Lisa:

Hallo und danke für die Einladung! Naja, das Wort „Tanz“ klingt sehr romantisch und eher spontan, nicht wahr? Aber ich muss sagen, es ist tatsächlich ein sehr koordinierter Prozess. Linus hat mich während des Fluges ganz frech abgepasst. Ich habe ihn mir angeschaut, entschieden, dass es passen würde und wir haben ein Tandem gebildet, indem er mich hinter dem Kopf gegriffen hat. Es fühlt sich schon speziell an, aber es ist auch sehr zweckmäßig.

Linus:

Genau, es ist mehr als nur ein Tanz. Es ist eine Vereinigung mit einem ganz bestimmten Ziel — der Fortpflanzung. Die Positionierung und das Festhalten erfordern eine gewisse Präzision. Aber es gibt auch Momente der Ruhe, wenn wir auf einem Zweig landen, die man als tänzerisch bezeichnen könnte.

Arthropoden-Bulletin:

Bevor wir tiefer in den Prozess einsteigen, möchte ich zunächst fragen: Ist es euch eigentlich unangenehm, über so etwas Intimes wie die Paarung zu sprechen?

Lisa:

Absolut nicht. Es gibt nichts Natürlicheres als diesen Teil unseres Lebens. Wir sind schließlich keine prüden Menschen, die aus irgendwelchen Gründen denken, Sex sei peinlich. Für uns ist das ein wesentlicher und wunderschöner Aspekt des Lebens, über den zu sprechen uns keinerlei Unbehagen bereitet.

Arthropoden-Bulletin:

Interessant! Könnt ihr uns bitte mehr erzählen, insbesondere über die Herausforderungen, die vor und nach eurer Paarung auftreten können?

Linus:

Sicher. Als Männchen ist es meine Aufgabe, einen guten Ausguck zu finden und auf ein vorbeifliegendes Weibchen zu warten. Es gibt Konkurrenz, aber wir Männchen halten einen respektvollen Abstand zueinander. Die größte Herausforderung ist es, das Weibchen für die Paarung zu gewinnen, ohne ein festes Revier zu haben.

Arthropoden-Bulletin:

Linus, wenn du auf einem Ausguck sitzt und auf ein vorbeifliegendes Weibchen wartest, welche Kriterien sind dann für dich am wichtigsten?

Linus:

Gute Frage. Für mich geht es vor allem um die Gesundheit und Vitalität des Weibchens. Ich achte auf die Flugfähigkeit und die Körperform, die Indikatoren für eine gute Eierproduktion und allgemeine Fitness sind. Es ist nicht so, dass ich nach bestimmten äußerlichen Merkmalen suche, es ist mehr eine Frage des Gesamteindrucks — eine Mischung aus Bewegung, Verhalten und natürlichem Glanz in ihren Farben.

Arthropoden-Bulletin:

Lisa, wie fühlt es sich an, derart gemustert zu werden? Und wie kann man sich das vorstellen: Seid ihr danach so etwas wie eine kleine Familie? Oder geht ihr getrennte Wege?

Lisa:

„Familie“… auch das ist ein Konzept aus der Menschenwelt. Wir Libellen erleben Partnerschaft völlig anders. Ja, es kann durchaus romantisch sein, aber wir leben nicht in festen Beziehungen. Ich finde es nicht schlimm, „gemustert“ zu werden, weil ich kann mich ja auch frei entscheiden: Wenn mir ein Männchen nicht gefällt, fliege ich schnell davon. Nach der Paarung, wenn ich meine Eier ablege, ist es entscheidend, das perfekte Gewässer zu finden. Das Wasser muss die richtige Temperatur haben. Und obwohl Linus mich anfangs noch bewacht, bin ich später auf mich allein gestellt. Das klingt vielleicht etwas einsam, aber es ist Teil meines Lebens und für mich völlig normal.

Arthropoden-Bulletin:

Letzte Frage. Es gibt Hinweise auf Fehlpaarungen mit artfremden Partnern. Habt ihr davon gehört oder so etwas erlebt?

Lisa:

Oh ja, das ist ein verbreitetes Phänomen. Unsere Lebensräume überschneiden sich oft mit denen anderer Heidelibellenarten, etwa der Blutroten Heidelibelle, und unsere Ähnlichkeiten sind manchmal verblüffend. Persönlich habe ich das noch nicht erlebt, aber ich kenne Geschichten.

Linus:

Ich auch. Es zeigt, wie komplex unsere Welt ist. Selbst mit unseren ausgeklügelten Paarungstechniken — die so etwas eigentlich ausschließen sollten — kann es durchaus zu Verwechslungen kommen. Es ist ein Teil des Lebens, aber wir finden unseren Weg.

Arthropoden-Bulletin:

Vielen Dank, Lisa und Linus, dass ihr eure Erfahrungen und Einsichten mit uns geteilt habt. Ihr habt uns einen faszinierenden Einblick in das Leben der Großen Heidelibellen gegeben.

Große Heidelibelle (Sympetrum striolatum)

Die Große Heidelibelle ist eine weit verbreitete Art, mit dem Verbreitungsschwerpunkt im Mittelmeergebiet. Sie ist in Europa, Nordafrika, Klein- und Westasien zu finden. Die Libelle besiedelt Gewässer mit einer Temperatur von etwa 16 °C bis 21 °C. Die Große Heidelibelle gehört zur Gattung der Heidelibellen (Sympetrum) und ist eng verwandt mit der Gemeinen Heidelibelle und der Schwarzen Heidelibelle. Es gibt fünf Unterarten der Großen Heidelibelle, darunter auch endemische Unterarten in bestimmten Gebieten. Die Art wurde erstmals 1840 beschrieben und es existieren verschiedene Synonyme.

Große Heidelibelle (Sympetrum striolatum)

Die Große Heidelibelle ist eine weit verbreitete Art, mit dem Verbreitungsschwerpunkt im Mittelmeergebiet. Sie ist in Europa, Nordafrika, Klein- und Westasien zu finden. Die Libelle besiedelt Gewässer mit einer Temperatur von etwa 16 °C bis 21 °C. Die Große Heidelibelle gehört zur Gattung der Heidelibellen (Sympetrum) und ist eng verwandt mit der Gemeinen Heidelibelle und der Schwarzen Heidelibelle. Es gibt fünf Unterarten der Großen Heidelibelle, darunter auch endemische Unterarten in bestimmten Gebieten. Die Art wurde erstmals 1840 beschrieben und es existieren verschiedene Synonyme.