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Heuschrecken

Lat. „Orthoptera“
Ordnung der Klasse „Insekten“
1 Ordnung, 16 Arten

Die Bezeichnung “Heuschrecke” stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet “aufspringen”. In der Umgangssprache werden hauptsächlich Kurzfühlerschrecken als Heuschrecken bezeichnet, während Langfühlerschrecken oft nicht dazugezählt werden. Der wissenschaftliche Name “Orthoptera” bedeutet “gerade geflügelt” und wurde ursprünglich verwendet, um eine Gruppe von Insekten zu beschreiben, die neben Heuschrecken auch Schaben, Fangschrecken und Gespenstschrecken umfasst. Heuschrecken haben bestimmte gemeinsame Merkmale, wie zum Beispiel ein speziell geformtes Pronotum, kräftige Hinterbeine zum Springen, spezifische Atemöffnungen und umgestülpte Flügelanlagen bei den Nymphen. Sie haben auch unterschiedliche Ernährungstypen, einschließlich pflanzenfresserischer, mischfresserischer und räuberischer Arten. Heuschrecken sind oft polyphag, da sie Nahrungspflanzen aus verschiedenen Familien akzeptieren. Einige Arten haben jedoch auch spezifische Vorlieben für bestimmte Pflanzen. Zu den größten lebenden Heuschrecken zählen die Wetas mit einer Körperlänge von bis zu 9 cm.

Hierarchie

Wortherkunft
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Die Bezeichnung „Heuschrecke“ ist schon althochdeutsch als hewiscrecko belegt und geht auf das althochdeutsche Verb schrecken „(auf)springen“ zurück. Das Sprungvermögen als auffallendste Eigenschaft steht auch bei anderen Bezeichnungen wie Springschrecken, Springhahn, Grashüpfer, Heuhüpfer oder Heugümper Pate. In der Umgangssprache werden mit dem Terminus Heuschrecke vor allem Vertreter der Kurzfühlerschrecken bezeichnet. Nicht ganz so eindeutig wird der Begriff Heuschrecke für die Vertreter der Langfühlerschrecken verwendet. Hier werden Vertreter mit abweichendem Körperbau im allgemeinen Sprachgebrauch nicht immer mit Heuschrecken assoziiert. Dies betrifft insbesondere die Grillen (Grylloidea). Der wissenschaftliche Name Orthoptera stammt von griechisch ὀρθός orthos „gerade“ und -πτερος -pteros „geflügelt“. Der Name wurde von Guillaume-Antoine Olivier ursprünglich für eine weiter abgegrenzte Gruppe vergeben, die außer den Heuschrecken auch die Schaben, die Fangschrecken und die Gespenstschrecken umfasste. Diese Gruppierung wurde im Deutschen noch lange Zeit als „Geradflügler“ zusammengefasst. Nach heutigen Erkenntnissen bilden die so zusammengefassten Ordnungen aber keine natürliche Einheit. Zur Abgrenzung gegenüber dem Namen und Konzept der Geradflügler bevorzugten zahlreiche Wissenschaftler über lange Zeit den Namen Saltatoria Latreille, 1817, der heute aber als Synonym betrachtet wird.

Merkmale
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Die Heuschrecken werden gegenüber verwandten Ordnungen durch folgende gemeinsame morphologische Merkmale (Autapomorphien) abgegrenzt: Bau des Pronotums: Dieses ist an den Seiten („sattelförmig“) herabgezogen. Es bedeckt die Pleuren, die stark rückgebildet und desklerotisiert sind („Cryptopleurie“). Bau der Hinterbeine: Diese sind als Sprungbeine ausgebildet. Die Schenkel (Femora) sind zur Aufnahme der Sprungmuskulatur vergrößert. Die Schienen (Tibien) sind meist stabförmig. Sie tragen auf der Oberseite zwei charakteristische Längsreihen aus kurzen Dornen. Es gibt Heuschrecken ohne Sprungvermögen, hier nimmt man aber einen sekundären Verlust an (z. B. bei unterirdischer Lebensweise). Arten aus verwandten Ordnungen besitzen manchmal Sprungvermögen, dieses ist dann aber auf anderer anatomischer Basis erreicht worden. Die vordersten Atemöffnungen (Stigmen) am Thorax sind zweiteilig. Der queren Teilung entsprechen zwei abgehende Tracheenstämme. Die Flügelanlagen der Nymphen (oder Larven) sind in den letzten beiden Larvalstadien umgestülpt, so dass die Hinterflügel auf der Oberseite liegen. Die Basis des Legebohrers (Ovipositor) ist durch eine vergrößerte Subgenitalplatte verdeckt.Daneben gibt es zahlreiche weitere Gemeinsamkeiten, die aber schwieriger zu deuten sind. So haben sie mit zahlreichen verwandten Ordnungen gemeinsam, dass die Zahl der Tarsenglieder immer vermindert ist, von ursprünglich fünf auf meist drei oder vier. Die Cerci, Anhänge des Hinterleibsendes, bestehen gleichfalls immer nur aus wenigen Gliedern oder nur einem Glied.

Ernährung
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Heuschrecken besitzen kräftige Beißmandibeln, die bei allen Arten für die Nahrungsgewinnung wesentlich sind. Die Mandibeln fast aller Arten sind asymmetrisch (linke und rechte Mandibel sind verschieden) und überlappen sich etwas in Ruhelage. Die Mandibel besteht, wie bei vielen Insekten, aus einer vorderen, meist gezähnten Schneidekante (Incisivi) und einer dahinter liegenden, verbreiterten Kaulade (Molarregion, Mola) zum Zermahlen der Nahrung. Je nach Ernährungstyp und Vorzugsnahrung ist der Bau der Mandibeln (untergeordnet auch der anderen Mundwerkzeuge) abgewandelt. Unterschieden werden ein graminivorer Typ (Gräser), ein herbivorer oder forbivorer Typ (Kräuter), ein graminivor-herbivorer oder ambivorer Typ (beides), ein omnivorer Typ (Pflanzenfresser und Räuber) und ein karnivorer Typ (Räuber). Einige Untersucher unterscheiden weitere Typen und Subtypen. Viele Arten sind in der Art ihrer Nahrung tatsächlich wenig spezialisiert (omnivor), sowohl im Nahrungswahlversuch im Labor wie auch nach Freilandbeobachtungen und Analyse von Nahrungsresten im Kropf oder im Kot akzeptieren sie sowohl tierische wie auch pflanzliche Kost in wechselnden Anteilen. Unter den pflanzenfressenden Insekten sind die Heuschrecken eine Ausnahme: Sie sind die einzige Gruppe, bei der die Mehrzahl der Arten polyphag ist, das heißt, dass sie Nahrungspflanzen aus mehr als einer Familie akzeptieren. Bei den anderen Gruppen sind es üblicherweise weniger als ein Viertel der Arten. Bei genauerer Untersuchung sind allerdings bei verschiedenen Arten und Artengruppen doch deutliche Präferenzen erkennbar, auch wenn die Tiere, zum Beispiel in Notzeiten bei Nahrungsmangel, ausnahmsweise auch anderes akzeptieren. So ernähren sich die eigentlichen „Grashüpfer“ (Acrididae: Gomphocerinae) tatsächlich fast ausschließlich von Süßgräsern. Arten der Unterfamilie Melanoplinae hingegen bevorzugen, wie auch zahlreiche Laubheuschrecken und Grillen, krautige Pflanzen. Arten mit vegetationsarmen Vorzugshabitaten wie viele in Felsheiden oder Sandfluren lebende Dornschrecken (Tetrigidae) und Ödlandschrecken (Acrididae: Oedipodinae) ernähren sich zu größeren Anteilen von Algen, Flechten und Moosen. Obwohl viele Arten in Baumkronen leben, sind verhältnismäßig wenige auf Blätter von Laubbäumen spezialisiert. Allerdings ist außerhalb von Europa und Nordamerika die Biologie der meisten Arten (mit Ausnahme einiger landwirtschaftlicher Schädlinge) weitgehend unbekannt.

Verschiedenes
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Zu den größten noch lebenden Heuschrecken zählen die Weta mit bis zu 9 cm Körperlänge.

Weblinks#

Linksammlung zu Heuschrecken der Deutschen Gesellschaft für Orthopterologie e. V. (DGfO) „Warum Heuschrecken nicht über Wasser fliegen (Die Insekten können polarisiertes von diffusem Licht unterscheiden)“ – Artikel bei Wissenschaft.de Christoph Landolt: Heugümper, Heustraffel, Heustöffel. In: Wortgeschichte vom 31. August 2015, hrsg. von der Redaktion des Schweizerischen Idiotikons.

== Belege ==

Die Bezeichnung “Heuschrecke” stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet “aufspringen”. In der Umgangssprache werden hauptsächlich Kurzfühlerschrecken als Heuschrecken bezeichnet, während Langfühlerschrecken oft nicht dazugezählt werden. Der wissenschaftliche Name “Orthoptera” bedeutet “gerade geflügelt” und wurde ursprünglich verwendet, um eine Gruppe von Insekten zu beschreiben, die neben Heuschrecken auch Schaben, Fangschrecken und Gespenstschrecken umfasst. Heuschrecken haben bestimmte gemeinsame Merkmale, wie zum Beispiel ein speziell geformtes Pronotum, kräftige Hinterbeine zum Springen, spezifische Atemöffnungen und umgestülpte Flügelanlagen bei den Nymphen. Sie haben auch unterschiedliche Ernährungstypen, einschließlich pflanzenfresserischer, mischfresserischer und räuberischer Arten. Heuschrecken sind oft polyphag, da sie Nahrungspflanzen aus verschiedenen Familien akzeptieren. Einige Arten haben jedoch auch spezifische Vorlieben für bestimmte Pflanzen. Zu den größten lebenden Heuschrecken zählen die Wetas mit einer Körperlänge von bis zu 9 cm.

Abstammungsdiagramm

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Dieser Text basiert auf dem Artikel Orthoptera aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons CC-BY-SA 4.0). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.