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Schaben & Termiten Lat. „Blattodea“
Ordnung der Klasse „Insekten“
1 Ordnung, 4 Arten

Die Schaben (Blattodea) sind eine Ordnung hemimetaboler Insekten, die mit ca. 4600 Arten vor allem die Tropen und Subtropen besiedeln. Daneben finden sich einige, in menschliche Behausungen eingeschleppte Arten, die dann als Schädlinge oder zumindest als lästig gelten. Schaben haben mittlerweile auch Einzug in die Terraristik gefunden. Teilweise werden sie hier als Futtertiere für andere Tierarten gehalten und gezüchtet, teilweise aber auch um ihrer selbst willen.

Hierarchie

Vorkommen und Ernährung

Derzeit sind etwa 4600 Schabenarten bekannt. Als sehr wärmeliebende Gruppe haben sie ihren Verbreitungsschwerpunkt in den Tropen. In den Subtropen leben bereits weniger Arten, im europäischen Mittelmeerraum gar nur etwa 130. Obwohl sie generell feuchte Lebensräume bevorzugen, gibt es auch Arten, die auf trockene Lebensräume, bis hin zu Wüsten, spezialisiert sind (z. B. Familie Corydiidae). Diese sind dann tagsüber eingegraben und kommen nur bei erhöhter Luftfeuchte nachts hervor. In Mitteleuropa leben lediglich 15 Arten. In Deutschland sind nur 6 Arten der Unterfamilie Ectobiinae (Waldschaben) freilebend. Lebensraum sind je nach Art Wälder, Waldränder oder auch Trockenrasen. Die in Deutschland lebenden Arten haben einen zweijährigen Entwicklungszyklus; die abgelegten Ootheken überwintern, die jungen Nymphen schlüpfen erst im folgenden Frühjahr. Die übrigen Arten sind eingeschleppt und leben ausschließlich in beheizten Häusern oder unter besonderen Bedingungen im Freiland (z. B. auf Müllkippen mit Wärmeentwicklung). Häufig sind solche Arten nur in dauerhaft sehr warmer Umgebung. Man findet sie besonders in Bäckereien, Großküchen, Gewächshäusern und Terrarien. Sie können auch in Wohnungen vorkommen und dort sehr lästig werden; dies ist in Mitteleuropa aber deutlich seltener als in wärmeren Ländern. Die bekanntesten Arten in Mitteleuropa sind die Gemeine Küchenschabe (Blatta orientalis) und die Deutsche Schabe (Blattella germanica), beide auch als Kakerlake bezeichnet. In menschlichen Behausungen finden sie oft ideale Lebensbedingungen und wurden daher in die ganze Welt verschleppt. Auch heimische Arten, wie die Gemeine Waldschabe (Ectobius lapponicus), werden in Ausnahmefällen in Häusern lästig. Schaben ernähren sich von unterschiedlichsten Stoffen pflanzlicher und tierischer Herkunft. Vor allem die synanthropen Arten sind Allesfresser (Omnivore). Die meisten im Freiland lebenden Arten sind saprophag und fressen z. B. Falllaub am Waldboden. Eine Reihe von Arten (z. B. Cryptocercus) ist auf verrottendes Totholz als Nahrung spezialisiert. Andere Arten schaben Algen und Flechten von Holz und anderen Oberflächen ab. Einige Arten nutzen neben anderer Nahrung weiche Pflanzenteile oder Keimlinge. Sie können gelegentlich in Gewächshäusern schädlich werden. Es sind aber keine Arten bekannt, die spezialisiert nur grüne Blätter oder andere Teile lebender Pflanzen fressen würden. Viele in Baumkronen lebende, tropische Arten nutzen Pollen und Honigtau. Einige Arten sind fakultative Räuber (Prädatoren) von anderen Arthropoden. Bei in Terrarien gehaltenen Tieren kommt es verbreitet zu Kannibalismus.

Natürliche Feinde

Neben den für Insekten dieser Größe und Lebensweise üblichen Prädatoren gibt es auch einige, die sich besonders auf Schaben oder deren Ootheken spezialisiert haben. So sind die Vertreter der Hautflügler-Familie Hungerwespen (Evaniidae) auf die Ootheken von bestimmten Schabenarten spezialisierte Parasitoide. In Deutschland ist die Art Brachygaster minutus weit verbreitet, die in Ectobius-Ootheken parasitiert. Ein erwähnenswerter Feind der Amerikanischen Großschabe (Periplaneta americana) ist die Juwelwespe. Diese injiziert ein Gift in das Gehirn der Schabe, das ihren Fluchtreflex unterdrückt. Anschließend baut sie das bewegungsunfähige Tier in eine Bruthöhle ein und legt ein Ei auf ihrem Körper ab. Die geschlüpfte Wespenlarve dringt in die Schabe ein und ernährt sich von deren inneren Organen, bis die Schabe verendet. Nach der Verpuppung schlüpft schließlich die adulte Juwelwespe aus dem leer gefressenen Exoskelett der Schabe.

Fossile Belege

Die ältesten bekannten Fossilien dieser Insektenordnung stammen aus dem Karbon. Die Funde aus dem Oberen Karbon und dem Perm zeugen von einer großen Formenvielfalt, die auf eine Dominanz dieser Ordnung im ausgehenden Paläozoikum deutet. Obwohl manches Taxon umstritten ist, kann man von mehreren Hundert aus dieser Periode nachgewiesenen Arten ausgehen. Einige dieser Arten eignen sich als Leitfossilien. Die paläozoischen Formen hatten bereits einen Entwicklungsstand erreicht, der sich nicht wesentlich von dem der rezenten Vertreter dieser Ordnung unterscheidet. Neben den Funden in Sedimenten fast aller erdgeschichtlichen Perioden seit dem Karbon sind fossile Belege aus verschiedenen kreidezeitlichen und tertiären Bernsteinlagerstätten bekannt. Im eozänen/oligozänen Baltischen Bernstein wurden etwa vierzig Arten aus acht Familien identifiziert. Da große adulte Tiere zumeist kräftig genug waren, sich aus dem Harz zu befreien, sind juvenile Exemplare im Bernstein überdurchschnittlich häufig vertreten.

Namensherkunft

Der Name „Schaben“ wurde von den Schädlingsarten auf die übrige Ordnung übertragen. Für die Blattodea lässt er sich bis Ende des 18. Jahrhunderts zurückverfolgen. Vorher, und teilweise auch später noch, wurden unter Schaben alle möglichen Materialschädlinge zusammengefasst. In erster Linie war damit die, zu den Schmetterlingen gehörende, Raupe der Kleidermotte gemeint, erst später wurde der Name auch auf die Blattodea übertragen. Anlass der Namensgebung war wohl in allen Fällen die schabende Ernährungsweise und das dadurch hervorgerufene Schadbild.

Insektenfibel (deutsch) The Blattodea or Cockroaches (englisch) Bestimmungshilfe für die im Freiland vorkommenden Schaben des Saarlandes (deutsch) Die Marionettenspieler, in: Gehirn & Geist, 1-2/2010, S. 62–67 von Simone Einzmann

== Einzelnachweise ==

Abstammungsdiagramm

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