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Landkärtchen Lat. „Araschnia levana“
Art der Familie „Edelfalter“
1 Art

Das Landkärtchen (Araschnia levana) oder der Landkärtchenfalter ist ein Schmetterling (Tagfalter) aus der Familie der Edelfalter (Nymphalidae). Die Falter der zweiten in einem Jahr geborenen Generation unterscheiden sich stark von denen der ersten Generation. Man nahm deshalb früher an, dass es sich um zwei verschiedene Arten handle. Dieser Saisondimorphismus wird hier durch die Tageslänge während der Raupenentwicklung gesteuert. Die von der zweiten Generation stammenden Puppen überwintern. Aus ihnen werden Falter der ersten jährlichen Generation….

Namensherkunft

Der Name des Falters begründet sich auf die Zeichnung der Flügelunterseiten, die mit einem Netz von Linien überzogen sind und daher an eine Landkarte erinnern. Der Gattungsname leitet sich vom griechischen Wort Arachne für Spinne ab und bezieht sich ebenfalls auf die Netzzeichnung der Flügelunterseite. Die falsche Schreibweise mit sch statt ch kann aufgrund der Nomenklaturregeln des ICZN nicht mehr geändert werden. Der Name der Frühlingsform levana leitet sich vom lateinischen levare (aufheben, entlasten, mildern) ab und bezieht sich auf das Erwachen der Natur im Frühjahr. Die Bezeichnung der Sommerform prorsa geht auf das lateinische Wort prorsus (vorwärts) zurück.

Saisondimorphismus

Die beiden Formen des Landkärtchens wurden aufgrund ihres unterschiedlichen Aussehens lange Zeit für zwei verschiedene Arten gehalten. Die Frühlings- und Sommerformen sind jeweils unmittelbare Nachkommen voneinander. Es handelt sich um zwei zeitlich kaum überlappende Generationen, die miteinander meistens nicht in reproduktiven Kontakt treten. Im Labor lassen sie sich jedoch fruchtbar paaren.

Lebensweise

Die Raupen fressen bevorzugt Brennnesseln, aber auch Gewöhnlichen Klettenkerbel. Den beiden Generationen entsprechend findet man die Raupen im Mai/Juni sowie im August/September. Die Falter der Sommergeneration sind durch ihre physiologischen Unterschiede zur Frühlingsgeneration insgesamt mobiler. Diese Unterschiede in den Generationen entsprechen den Unterschieden, die auch beim Waldbrettspiel (Pararge aegeria) und Argus-Bläuling (Plebejus argus) vorgefunden wurden, wenn deren Lebensräume zusammenhängend oder zerstückelt waren. In den zerstückelten Lebensräumen war die Mobilität höher und es wurden eher neue Lebensräume besiedelt. Dies geht einher mit einer etwas niedrigeren Reproduktionsrate. Zusammen mit den relativ hohen Ausfällen während der Diapause durch Umwelteinflüsse und natürliche Feinde ist die erste Generation im Jahr deutlich schwächer vertreten.

Entwicklung

Die Raupen leben zunächst gesellig und verteilen sich mit steigendem Futterbedarf immer mehr. Insgesamt häuten sich die Raupen viermal während ihrer Entwicklung. Das Larvenstadium L3 ist mit nur etwa drei Tagen das kürzeste und L5 das längste, mit rund einem Drittel der Gesamtzeit von etwa 18 Tagen. Während der ersten vier Larvenstadien entwickeln sich die beiden Geschlechter gleich schnell. Erst im fünften und letzten Stadium fressen die weiblichen Raupen länger bis zur Verpuppung. Unter Kurztagbedingungen entwickeln sich die Raupen in allen Stadien langsamer als unter Langtagbedingungen. Die verpuppungsreifen Raupen suchen sich eine geeignete Stelle zur Verpuppung und befestigen dort ein kleines Polster aus Spinnfäden. Daran verankern sie ihre Nachschieber und harren etwa zwei Tage im Vorpuppenstadium aus. Wie bei Stürzpuppen üblich, platzt die Haut am Rücken auf und die Puppe wird nach heftigem Drehen und Krümmen sichtbar. Die Raupenhaut fällt meist ab oder bleibt als kleiner schwarzer Knäuel am Körperende hängen. Dieser Prozess ist für die Raupe sehr gefährlich und durch Abstürze kommt es hier immer wieder zu Verlusten. Falls sie einen Absturz unbeschadet übersteht, kann sie sich erneut befestigen und ihre Umwandlung fortsetzen. Anfangs sind die Puppen grün und werden immer dunkler, wobei einzelne, metallisch glänzende Flecken bestehen bleiben. Die Sommergeneration schlüpft nach etwa 14 bis 18 Tagen. Die männlichen Falter schlüpfen etwa zwei bis drei Tage vor den weiblichen (Proterandrie). Die anschließenden Herbstpuppen überwintern und liefern dann die Falter der Frühlingsgeneration. Die Falter schlüpfen meist am Vormittag, um ihre Flügel in der Sonne trocknen zu können. Nach etwa zwei bis drei Stunden sind die Falter flugfähig.

Natürliche Feinde

Im Allgemeinen werden alle Entwicklungsstadien der Populationen durch Räuber und Parasitoide dezimiert. Obwohl Parasitoide an den Eiern noch nicht beobachtet wurden, kann davon ausgegangen werden, dass polyphage Schlupfwespen auch die Eier der Landkärtchen befallen. Raupenfliegen bevorzugen behaarte Raupen, weswegen die des Landkärtchens nur gering betroffen sind. Selten werden mehr als 10 Prozent der Raupen infiziert. Es wurden Sturmia bella, Compsilura concinnata, Phryxe vulgaris, Phryxe nemea und Bactromyio aurulenta nachgewiesen. Die älteren Raupen fallen oft Vögeln zum Opfer, wenn diese erst einmal die lichten Stellen in den abgefressenen Brennnesseln entdeckt haben. Tausendfüßer, Spinnen, Weberknechte und räuberische Insekten wie Raubwanzen und Florfliegenlarven wurden als Feinde der Raupen nachgewiesen. Ameisen scheinen aufgrund der Dornen nicht in der Lage zu sein, die Raupen zu erbeuten. Die Falter werden beim Blütenbesuch, wie viele andere sich auf den Blüten zur Nektaraufnahme niederlassenden Insekten, von Krabbenspinnen erbeutet. Aber auch Ameisen und Florfliegen sind in der Lage, sitzende Landkärtchen-Falter zu erbeuten.

Systematik

Innerhalb der Tribus Nymphalini, die 14 Gattungen umfasst, bildet die Gattung Araschnia mit den eng verwandten Gattungen Mynes und Symbrenthia ein monophyletisches Taxon. Die Gattung Araschnia umfasst sieben Arten, von denen bei sechs die Verwandtschaftsverhältnisse zueinander bekannt sind. A. davidis steht zu allen anderen Arten der Gattung in einem Schwesterverhältnis. In der nächsten Ebene tut dies A. prorsoides mit den verbleibenden Arten. Das Landkärtchen ist am nächsten mit A. burejana verwandt. Diese beiden Arten stehen in einem Schwesterverhältnis zu A. dohertyi, alle drei wiederum bilden eine Schwestergruppe zu A. doris. Die Verwandtschaft von A. oreas ist noch unklar. A. zhangi Chou, 1994 wurde 2010 nach Genitaluntersuchungen mit A. doris synonymisiert. Neben dem Landkärtchen haben auch A. burejana, A. dohertyi, A. doris und A. prorsoides einen Saisondimorphismus. Von A. davidis liegen keine Informationen über einen solchen vor, jedoch könnte es sich nach Seitz bei A. oreas um eine Saisonform von A. davidis handeln. Aus diesen Verwandtschaftsverhältnissen leitet sich folgendes Kladogramm für die Gattung ab:

Gelb hinterlegte Arten haben Saisondimorphismus.

Gefährdung

Das Landkärtchen ist nicht bedroht und in geeigneten Lebensräumen mitunter sehr häufig. In Deutschland steht es nicht auf der Roten Liste gefährdeter Arten, nur im Bundesland Hamburg wird es als gefährdet (3) eingestuft. Österreich sieht das Landkärtchen in der nationalen Roten Liste gefährdeter Arten – allerdings bei ungenügendem Forschungsstand – bundesweit als gefährdet (Kategorie 3); das Bundesland Steiermark meldet für den Großteil des Landes ebenfalls die Gefährdungskategorie 3; das Bundesland Tirol beurteilt die Art als stark gefährdet, wobei der Forschungsstand als ungenügend angesehen wird; in Tirol ist sie stark gefährdet und in Vorarlberg ausgestorben oder verschollen, wobei der Status durch mangelnde Forschung nicht klar ist. In der Schweiz ist das Landkärtchen nicht gefährdet.

BUND NRW Naturschutzstiftung: Schmetterling des Jahres 2007 Lepiforum e. V. Taxonomie und Fotos www.schmetterling-raupe.de Moths and Butterflies of Europe and North Africa (englisch) Artenporträts der Tagfalter in Rheinland-Pfalz - Das Landkärtchen Araschnia levana bei Fauna Europaea. Archiviert vom Original im Internet Archive.

Landkärtchen – No. 1 Landkärtchen – No. 2

Abstammungsdiagramm

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