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Sandbienen Lat. „Andrena“

Die Sandbienen (Andrena) bilden eine Gattung innerhalb der Bienen (Apiformes). Weltweit gehören mehr als 1.500 Arten zu der Gattung Andrena. Sie kommen vor allem in den nördlichen Kontinenten vor. Auf Grund der großen Artenzahl wird die Gattung Andrena in etwa 100 Untergattungen aufgeteilt, aber es gibt eine Reihe von Arten, von denen man nicht weiß, zu welcher Untergattung sie gehören. In Mitteleuropa kommen etwa 150 Sandbienenarten vor. Die meisten Arten lieben trockene und warme Biotope, als…

Merkmale

Die Sandbienen sind etwa 5 bis 18 Millimeter lang. Sie haben eine schwarze, schwarz-rote oder selten metallisch glänzende Grundfarbe. Sie sind pelzig bis spärlich behaart und tragen oft helle Haarbinden auf dem Hinterleib. Man zählt die Sandbienen zu den beinsammelnden Bienen, weil sie den Pollen mit einer Haarbürste an ihren Beinen (Hinterschiene) einsammeln. Außerdem haben die Weibchen eine Haarlocke an der Unterseite der Hinterschenkel (sog. „Flocculus“) und meistens ein „Körbchen“ an den Seiten des Mittelsegmentes. Die Weibchen haben im Gesicht eine samtartig behaarte flache Grube neben den Augen, die sogenannte Fovea facialis, die je nach Art unterschiedlich ausgeprägt ist. Männchen haben oft ein hell geflecktes Gesicht. Im Vorderflügel sind drei Cubitalzellen, von denen die erste am größten, die mittlere am kleinsten ist. Lediglich A. lagopus hat nur zwei Cubitalzellen. Wie bei fast allen Bienen haben die Männchen Fühler mit 13, die Weibchen mit 12 Gliedern. Viele Arten können nur von Spezialisten genau bestimmt werden, nur wenige sind auch für Laien eindeutig zu erkennen. Auch die Mehrzahl der in Deutschland vorkommenden Arten kann nur in präpariertem Zustand mit Hilfe eines Stereomikroskopes und oft sogar nur mit Vergleichsmaterial bestimmt werden.

Lebensraum

Die meisten Arten lieben trockene und warme Biotope, sie sind typischerweise Offenlandarten und leben in Magerrasen, Ruderalflächen und Brachland. Viele Arten kommen in aufgelassenen Sand- oder Kiesgruben oder an reich strukturierten Waldrändern vor. Viele Arten sind oft in Gärten, Parks und an Wegen zu finden (z. B. A. bicolor, A. fulva, A. gravida, A. haemorrhoa und A. nigroaenea).

Verbreitung

Sandbienen kommen vor allem in den nördlichen Kontinenten vor. In der Nearktis, südlich bis Panama wurden bis 2005 insgesamt 522 Arten beschrieben, in der Paläarktis 949, sowie in Afrika südlich der Sahara 8 Arten. In Mitteleuropa kommen etwa 170 Sandbienenarten vor. Aus Deutschland sind ca. 130 Arten bekannt. Nur drei Arten kommen sowohl in der Paläarktis als auch in der Holarktis vor: Andrena barbilabris, Andrena clarkella und Andrena wilkella. In Australien ist die Gattung nicht vertreten.

Nistweise

Sandbienen nisten endogäisch, also in der Erde und bevorzugen als Nistplatz mehr oder weniger vegetationsarme Stellen auf lehm- löss- oder sandhaltigen Böden, weswegen sie Sandbienen oder gelegentlich auch Erdbienen genannt werden. In der Regel baut und versorgt ein Weibchen sein Nest alleine. Es gibt Arten, die völlig vegetationsfreie Stellen als Nistplatz suchen (unter anderem A. argentata, A. barbilabris und A. vaga). Andrena hattorfiana hingegen nistet bevorzugt unter Pflanzenrosetten, während die Nester von A. cineraria oft in Parkrasen zu finden sind. Manche Arten bilden dabei sogenannte Nestaggregationen (A. cineraria, A. vaga, A. nycthemera, A. fulva), bei denen viele Nester derselben Art nahe nebeneinander errichtet werden. Manche Nestaggregationen können mehrere tausend Nester umfassen. Von A. fulva wurden Nestaggregationen auf Parkrasen und in den Fugen von Pflastersteinen beschrieben. Während fast alle Sandbienen solitär leben (d. h. ein Weibchen versorgt ein oder mehrere Nester stets alleine), gibt es einige kommunale Arten, bei denen mehrere Weibchen gemeinsam ein Nest nutzen (Andrena scotica, A. ferox und A. agilissima).

Parasiten

Wespenbienen (Nomada) und Blutbienen (Sphecodes) legen als Kuckucksbienen ihre Eier in die Nester von Sandbienen, sie sind also Brutschmarotzer. Dabei wird nicht beobachtet, dass die Sandbienen gegenüber den Parasiten aggressives Verhalten zeigen. Außerdem parasitieren Ölkäfer (Meloidae), Wollschweber (Bombyliidae) und Fächerflügler (Strepsiptera) insbesondere der Art Stylops melittae an Sandbienen. Sandbienen, die von Stylops befallen sind, sind steril und verändern ihr Verhalten, ihre Phänologie und Morphologie. Man bezeichnet sie als „stylopisiert“.

Arten

In Deutschland sind insgesamt 126 Arten von Andrena nachgewiesen. Nach anderer Quelle sind es 132 Arten. In Deutschland, Österreich und der Schweiz sind mindestens 170 Arten bekannt.

Im Folgenden eine Liste von Arten, vorwiegend weit verbreitete nicht seltene Arten (Untergattung nach). Senf-Blauschillersandbiene Andrena (Agandrena) agilissima Andrena (Ptilandrena) angustior Andrena (Micranderena) anthrisci Andrena (Leucandrena) barbilabris Andrena (Euandrena) bicolor Andrena ( Notandrena) chrysosceles Graue Sandbiene (Andrena (Melandrena) cineraria) Andrena (Andrena) clarkella Andrena (Lepidandrena) curvungula Andrena (Cnemidandrena) denticulata Andrena (Simandrena) dorsata Andrena ( Micrandrena) falsifica Andrena (Hoplandrena) ferox Gemeine Sandbiene (Andrena (Zonandrena) flavipes) Andrena (Micrandrena) floricola Andrena (Andrena) fucata Rotpelzige Sandbiene (Andrena (Andrena) fulva) Zaunrüben-Sandbiene (Andrena (Poliandrena) florea) Andrena (Chrysandrena) fulvago Andrena (Cnemidandrena) fuscipes Andrena (Zonandrena) gravida Rotschopfige Sandbiene (Andrena (Trachandrena) haemorrhoa) Knautien-Sandbiene (Andrena (Charitandrena) hattorfiana) Andrena (Andrena) helvola Andrena (Chlorandrena) humilis Andrena (Taeniandrena) intermedia Andrena (Holandrena) labialis Andrena (Poecilandrena) labiata Andrena (Biareolina) lagopus Andrena (Andrena) lapponica Andrena (Taeniandrena) lathyri Andrena (Micrandrena) minutula Andrena (Micrandrena) minutuloides Andrena (Andrena) mitis Andrena (Melandrena) nitida Andrena (Notandrena) nitidiuscula Andrena (Melandrena) nigroaenea Andrena (Andrena) nycthemera Andrena (Taeniandrena) ovatula Andrena (Lepidandrena) pandellei Andrena (Plastandrena) pilipes Andrena (Andrena) praecox Andrena (Proxiandrena) proxima Andrena (Lepidandrena) rufizona Andrena (Hoplandrena) scotica (A. carantonica) Andrena (Taeniandrena) similis Andrena (Micrandrena) strohmella Andrena (Micrandrena) subopaca Andrena (Plastandrena) tibialis Weiden-Sandbiene (Andrena (Melandrena) vaga) Andrena (Andrena) varians Andrena (Larandrena) ventralis Andrena (Poecilandrena) viridescens Andrena (Taeniandrena) wilkella

Systematik

Die Gattung Andrena zählt innerhalb der Familie Andrenidae zur Unterfamilie Andreninae. Innerhalb der Andreninae gibt es folgende Gattungen (in Klammern Anzahl der Arten): Ancylandrena (5, Nordamerika), Euherbstia (1, Chile), Megandrena (2, Nordamerika), Orphana (2, Südamerika), Cubiandrena (2, Palaearktis/Palaeotropis), Alocandrena (1, Peru) und Andrena mit mehr als 1.500 Arten. Die Gattung Andrena ist die Schwestergruppe von Alocandrena. Diese beiden sind die Schwestergruppe von (Euherbstia + (Orphana + (Ancylandrena + Megandrena))). Auf Grund der außerordentlich großen Artenzahl wird die Gattung Andrena in über 100 Untergattungen aufgeteilt (17 holarktische, 51 palaearktische, 32 nearktische und eine orientalische), aber es gibt eine Reihe von Arten, bei denen nicht klar ist, zu welcher Untergattung sie gehören. Die Gattung ist vermutlich im Mittelmeergebiet oder Zentralasien entstanden und dürfte sich gegen Ende der Kreidezeit und im frühen Tertiär verbreitet haben. Auch bei den einheimischen Arten gibt es noch eine Reihe von taxonomischen und nomenklatorischen Fragen, die noch ungeklärt sind. Es zum Beispiel ist nicht klar ob A. confinis und A. congruens, oder A. propinqua und A. dorsata zwei getrennte Arten oder eine Art sind, oder auch der gesamte Artenkomplex A. curtula-pauxilla-pusilla-spreta muss noch weiter untersucht werden.

Sandbienen und Mensch

Bestäubung: Sandbienen sind wie viele Wildbienen oft von großer ökologischer Bedeutung für die Bestäubung, also von großem Nutzen. Nach Westrich sind die Sandbienen sehr effektive Bestäuber zum Beispiel von Stachelbeeren, Johannisbeeren, Erdbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren und Obstbäumen. Gefährdung: Von den 126 Arten in Deutschland sind nach der Roten Liste 10 Arten ausgestorben oder vom Aussterben bedroht (RL 0 bzw. 1), 20 Arten sind stark gefährdet (RL 2), weitere 20 gefährdet (RL 3), lediglich 36 Arten sind nicht gefährdet. Gefährlichkeit: Sandbienen sind für Menschen völlig ungefährlich, ihr Stachel ist so weich, dass er die menschliche Haut nicht durchdringt. Man kann also die Sandbienen ohne Gefahr auch aus der Nähe beobachten.

Literatur

Ch. D. Michener: The Bees of the World. Johns Hopkins Univ. Press, Baltimore/London 2000, ISBN 0-8018-6133-0. Andreas Müller, Albert Krebs, Felix Amiet: Bienen: Beobachtung – Lebensweise. Naturbuchverlag, München 1997, ISBN 3-89440-241-5. Christian Schmid-Egger, Erwin Scheuchl: Illustrierte Bestimmungstabellen der Wildbienen Deutschlands und Österreichs unter Berücksichtigung der Arten der Schweiz. Band III: Andrenidae. Selbstverlag, Velden/Vils 1997, ISBN 3-00-001407-1. Paul Westrich: Die Wildbienen Deutschlands. E. Ulmer Verlag, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-8186-0123-2.

Bienenlexikon Sandbienen: Gattung und Arten http://www.wildbienen.de/eb-andre.htm http://www.naturspaziergang.de/Portrait-Seiten/Bienen-Portrait.htm#Andreninae

Abstammungsdiagramm

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Weitere Informationen

„Sandbienen“ auf wikipedia.org

„Sandbienen“ auf iNaturalist.org

Copyright

Wikipedia

Dieser Text basiert auf dem Artikel Andrena aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons CC-BY-SA 4.0). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

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