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Zikaden

Lat. „Auchenorrhyncha“
Unterordnung der Klasse „Insekten“
1 Unterordnung, 2 Familien, 6 Arten

Die Zusammenfassung beschreibt die Merkmale von Zikaden, einschließlich ihrer Größe, Flügelhaltung, Farbgebung und Sprungfähigkeit. Zikaden leben in verschiedenen Lebensräumen und spielen eine wichtige Rolle im Naturhaushalt als Pflanzenkonsumenten und Nahrungsquelle für andere Tiere. Sie haben verschiedene Feinde und Parasiten. Die Reduzierung ihres Lebensraums und intensive Landwirtschaft haben zu einem Rückgang der Zikadenpopulationen geführt. Zikaden gehören zur Gruppe der Auchenorrhyncha und sind verwandt mit Pflanzenläusen und Wanzen.

Hierarchie

Erlenschaumzikade
Lat. „Aphrophora alni“
Art der Unterordnung „Zikaden“
1 Art
Käferzikaden
Lat. „Issidae“
Familie der Unterordnung „Zikaden“
1 Familie, 2 Arten
Zwergzikaden
Lat. „Cicadellidae“
Familie der Unterordnung „Zikaden“
1 Familie, 6 Arten

Gestalt und Größe
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Zikaden sind gekennzeichnet durch eine dachförmige Flügelhaltung, ihre Fühler bestehen aus zwei Basalgliedern und einer fadenförmigen Geißel, und ihr Saugrüssel entspringt an der Unterkante des Kopfes. Die Vorderflügel der Zikaden sind nicht wie etwa bei den Wanzen verhärtet, doch deutlich derber als die Hinterflügel. Die Körperlänge der Tiere beträgt zwischen 1,8 und 38 Millimeter. Die Kaiserzikade (Pomponia imperatoria) kann bis zu 70 Millimeter lang werden und eine Flügelspannweite von maximal 180 Millimetern erreichen. Manche Arten der Unterfamilie der Blattzikaden (Typhlocybinae) sowie manche Spornzikaden (Delphacidae) erreichen nicht einmal 2 Millimeter Körperlänge. Viele Zikaden sind auffällig gefärbt, und dabei gleichzeitig Tarnungsspezialisten. In ihren Lebensräumen sind sie meist durch ihre Farbgebung hervorragend an ihre Umgebung angepasst. Manche Arten verfügen über kontrastreiche Muster, die den Körperumriss auflösen, dadurch können Fressfeinde sie kaum mehr erkennen. Die Hinterbeine sind generell zu Sprungbeinen umgestaltet, was den meisten Zikaden eine sehr gute Sprungfähigkeit verleiht. Aufgrund dieses Sprungvermögens werden Zikaden nicht selten mit Heuschrecken verwechselt, mit denen sie jedoch nicht verwandt sind. Besonders bizarre Formen weisen Arten der Familie der Buckelzirpen durch verschiedene, teilweise sehr komplexe und ausladende Fortsätze des Halsschildes (Pronotum) auf. Alle Zikaden verfügen über einen Saugrüssel zur Nahrungsaufnahme. Die Unterlippe (Labium) der Tiere ist als Gleitschiene für die aus den Mandibeln und Maxillen bestehenden Stechdornen ausgebildet. Innerhalb der Lacinien (einem Teil der Maxillen) verläuft ein Kanal, durch den gesaugt werden kann, sowie ein Speichelkanal, durch den Speichel in die Fraßstelle geleitet wird. Teile der Mundhöhle sind bei allen Schnabelkerfen zu einer Saugpumpe umgestaltet.

Lebensräume
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Zikaden leben weltweit in allen terrestrischen, mit Pflanzen bestandenen Lebensräumen, von den Salzwiesen der Nord- und Ostsee, über die Hochgebirge bis in die Tropen und Subtropen. Sie besiedeln alle Lebensräume vom Gewässerufer bis hin zu Trockenrasen und Wäldern. Neben dem Vorkommen der entsprechenden Wirtspflanze(n) sind weitere Umweltbedingungen wie Mikroklima und die Vegetationsstruktur für die Artenverteilung in Raum und Zeit maßgeblich.

Feinde und Parasiten
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Hauptfeinde der Zikaden sind Spinnen, Raubwanzen, manche Weichwanzen, Ameisen und Vögel. Mehrere Parasiten und Parasitoiden sind bei erwachsenen Zikaden und Larven zu finden: Zikadenwespen (Hymenoptera, Dryinidae), Embolemidae (Hymenoptera), Augenfliegen (Diptera, Pipunculidae) und Fächerflügler (Strepsiptera). Von Zikadenwespen befallene Zikaden sind an einer Ausstülpung, dem „Dryiniden-Säckchen“, erkennbar, die am Körper zwischen den Segmenten des Hinterleibes hervortreten und die Dryiniden-Larven enthalten. Die Larven der Augenfliegen und Fächerflügler entwickeln sich dagegen innerhalb des Körpers der Zikaden. Der Befall der Zikaden durch die verschiedenen Parasiten kann dazu führen, dass die Genitalstrukturen stark verändert werden. Weiterhin können die Eier von Zikaden durch Schlupfwespen (Hymenoptera, Trichogrammatidae und Mymaridae) parasitiert sein.

Bedeutung und Gefährdung
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Die pflanzenfressenden Insekten stellen mit rund 350.000 Arten etwa ein Viertel aller Organismen. Die Konsumenten 1. Ordnung übernehmen eine wichtige Stellung im Wirkungsgefüge des Naturhaushaltes. Als individuenreiche Insektengruppe beeinflussen die Zikaden nicht nur die Zusammensetzung und Dynamik der Vegetation, sondern üben auch als Nahrung für andere Tiere eine wichtige Funktion bei der Ausbildung von komplexen Nahrungsnetzen aus. Dies zeigt die besondere Bedeutung phytophager Insekten und damit auch der Zikaden im Hinblick auf die Funktionsfähigkeit von Biotopen und ganzer Ökosysteme. Gerade die Artenfülle der Zikaden, die Besiedelung nahezu aller terrestrischen Lebensräume, die häufig sehr enge Bindung vieler Arten an bestimmte Lebensräume und Wirtspflanzen sowie die vielfältigen Ansprüche an die Standortverhältnisse in ihrem Lebensraum machen sie besonders für ökologische Fragestellungen wie etwa bezüglich des Zustandes ihres Lebensraumes interessant. Besonders Zikaden weisen vielfach eine ausgeprägte räumliche und zeitliche Sensitivität auf, das heißt, sie reagieren relativ schnell und kleinräumig auf Veränderungen ihres Habitates. Zikaden eignen sich aufgrund dieser Eigenschaften besonders in der Natur- und Landschaftsplanung als sogenannte Zeigertiere bzw. Bioindikatoren. Der Anteil der in der bundesweiten Roten Liste gefährdeter Arten verzeichneten Zikadenarten liegt bei über 50 Prozent. In Deutschland sind 56 Arten vom Aussterben bedroht. Auch die Bestandsdichte vieler Zikadenarten ist innerhalb der letzten Jahrzehnte zurückgegangen. Als konkrete Hauptursachen für den Arten- und Individuenschwund sind zu nennen: Habitatzerstörung, intensive Land- und Forstwirtschaft, Änderung historischer Nutzungsformen und Eingriffe in den Wasserhaushalt.

Systematik
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Zikaden (Auchenorrhyncha = Cicadina) umfassen zwei Großgruppen, die Spitzkopfzikaden (Fulgoromorpha = Archaeorrhyncha) und die Rundkopfzikaden (Cicadomorpha = Clypeorrhyncha). Die Monophylie der Auchenorrhyncha wurde in einigen Arbeiten bezweifelt. In der neuen Arbeit von Cryan und Urban (2012) wurde die Monophylie jedoch wieder bestätigt. Die alte Bezeichnung Homoptera für Zikaden und Pflanzenläuse ist jedenfalls, da diese keine Verwandtschaftsgruppe sind, hinfällig. Die Hemiptera gliedern sich demnach wie folgt:

Pflanzenläuse (Sternorrhyncha) Zikaden (Auchenorrhyncha) Prosorrhyncha oder Heteropterodea Wanzen (Heteroptera) Scheidenschnäbler (Coleorrhyncha)Dabei sind die Sternorrhyncha die Schwestergruppe eines Taxons Auchenorrhyncha/Heteropterodea. Innerhalb der Heteropterodea sind Heteroptera und Coleorrhyncha Schwestergruppen.

Literatur und Quellen
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R. Biedermann, R. Niedringhaus: Die Zikaden Deutschlands – Bestimmungstafeln für alle Arten. Fründ, Scheeßel 2004, ISBN 3-00-012806-9. W. E. Holzinger, I. Kammerlander, H. Nickel: The Auchenorrhyncha of Central Europe – Die Zikaden Mitteleuropas. Volume 1: Fulgoromorpha, Cicadomorpha excl. Cicadellidae. Brill, Leiden 2003, ISBN 90-04-12895-6. G. Kunz, H. Nickel, R. Niedringhaus: Fotoatlas der Zikaden Deutschlands. Fründ, 2011, ISBN 978-3-939202-02-8. H. Nickel: The leafhoppers and planthoppers of Germany (Hemiptera, Auchenorrhyncha): Patterns and strategies in a highly diverse group of phytophagous insects. Pensoft, Sofia /Moskau 2003, ISBN 954-642-169-3. Herbert Nickel, Werner E. Holzinger, Ekkehard Wachmann: Mitteleuropäische Lebensräume und ihre Zikaden (Insecta: Hemiptera: Auchenorrhyncha). In: Denisia. Bd. 4, 2002, S. 279–328 (zobodat.at [PDF]). H. Nickel, R. Remane: Artenliste der Zikaden Deutschlands, mit Angabe von Nährpflanzen, Nahrungsbreite, Lebenszyklus, Areal und Gefährdung (Hemiptera, Fulgoromorpha et Cicadomorpha). In: Beiträge zur Zikadenkunde. Bd. 5, 2002, S. 27–64 (pdf 229 KB). R. Remane, E. Wachmann: Zikaden – kennenlernen, beobachten. Naturbuch, Augsburg 1993, ISBN 3-89440-044-7. Malcolm Burrows: Froghopper insects leap to new heights. In: Nature. Bd. 424, 2003, S. 509, doi:10.1038/424509a.

Weblinks#

Im Zikadenleben zählen Zahlen Gesänge von Singzikaden Fotogalerie: Buckelzirpen – Rätselhafte Hüpfer, www.geo.de Zikadenfotos Mitteleuropas golddistel.de: Webseite mit vielen Makrofotos geeignet zur Bestimmung von Zikaden und anderen InsektenWie die Zikaden die Amerikaner um den Verstand bringen – und teilweise sogar unter Drogen stehen – NZZ (Neue Zürcher Zeitung)

== Einzelnachweise ==

Die Zusammenfassung beschreibt die Merkmale von Zikaden, einschließlich ihrer Größe, Flügelhaltung, Farbgebung und Sprungfähigkeit. Zikaden leben in verschiedenen Lebensräumen und spielen eine wichtige Rolle im Naturhaushalt als Pflanzenkonsumenten und Nahrungsquelle für andere Tiere. Sie haben verschiedene Feinde und Parasiten. Die Reduzierung ihres Lebensraums und intensive Landwirtschaft haben zu einem Rückgang der Zikadenpopulationen geführt. Zikaden gehören zur Gruppe der Auchenorrhyncha und sind verwandt mit Pflanzenläusen und Wanzen.

Abstammungsdiagramm

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