Weberknechte
Lat. „Opiliones“
Ordnung
der Klasse
„Spinnentiere“
1 Ordnung
Die Weberknechte (Opiliones), auch Schneider, Schuster, Kanker, Opa Langbein, in der Schweiz auch Zimmermann genannt, sind eine Ordnung der Spinnentiere (Arachnida). Weltweit sind etwa 6600 Arten mit Körperlängen von 2 bis 22 Millimetern bekannt. Die Weberknechte enthalten Arten, die gedrungen und milbenförmig sind, daneben aber auch die bekannten langbeinigen Arten. Die größten Vertreter der Weberknechte sind Trogulus torosus (Familie: Trogulidae) mit einer Körperlänge von 22 Millimetern sowie Mitobates stygnoides mit nur 6 Millimeter Körperlänge, aber mit…
Körperbau
Weberknechte gehören zu den Spinnentieren; bei ihnen ist das Prosoma auf voller Breite an das Opisthosoma angesetzt. Dadurch entsteht eine gestaucht eiförmige bis rundliche Gestalt. Die einzelnen Segmentringe – embryonal vermutlich 16 Stück angelegt – sind dabei teilweise verloren gegangen (reduziert) oder ineinander verschmolzen. Auch die Unterscheidung von Sterniten (sklerotisiertes Brustteil eines Segmentes) und Tergiten (dasselbe auf dem Rücken) ist nur bei Embryonen erkennbar. Ihr erstes Extremitätenpaar sind die dreigliedrigen Chela (Mundwerkzeuge, Cheliceren), das zweite Extremitätenpaar, Pedipalpus, ist als (laufbeinartiges) Tast- oder Greiforgan ausgebildet. Die Extremitätenpaare III bis VI sind die Laufbeinpaare I bis IV. Atmungsöffnungen sind Stigmen auf dem zweiten Sternit des Opisthosomas. Die Samenübertragung geschieht durch einen Penis. Außerdem gehören zur groben Übersicht des Körperbaus die Afteröffnung (Operculum anale), Öffnungen der Stinkdrüsen, die Dornengruppe und der Augenhügel. Auch bei Weberknechten kann es einen Sexualdimorphismus geben. Männchen der Laniatores sind auffällig dunkler als die Weibchen, da ihre Chitinhülle dicker ist. Außerdem besitzen sie meist eine deutlich stärkere Skulpturierung.
Lebensweise der Weberknechte
Weberknechte leben meist in der Bodenschicht oder Bodennähe, teils auch von extremen Biotopen und Ökosystemen wie Dünen, Mooren und Heiden. Zur Ernährung bauen Weberknechte keine Fangnetze, sondern ernähren sich hauptsächlich von mikroskopisch kleinen Gliederfüßern und auch von toten Insekten. In der lockeren Streu des Laubwaldes, in Gärten, Wiesen, Hecken oder naturnahen Parks grasen sie mit ihren Cheliceren abgestorbene Pflanzenteile ab, auf denen mikroskopisch kleine, zersetzende Tiere sitzen. Die Pedipalpen tasten dabei voraus, die ebenso wie die langen Beine als Taster dienen. Daneben gibt es einige Arten, die aktiv jagen, wie beispielsweise der Schneckenkanker, der Schnecken mit seinen scherenartigen Cheliceren aufbricht. Bis auf wenige Ausnahmen sind Weberknechte nachtaktiv. Sehr hohe Individuendichten sind in naturnahen Laubwäldern oder Feldgehölzen feuchter Standorte oder in Bruchwäldern nachts im Spätsommer nach längerer Trockenheit zu beobachten. Die Aktivität ist aber sehr witterungsabhängig. Manche Arten kommen tagsüber an geschützten Stellen zu Ruhegemeinschaften zusammen. Dicht gedrängt und sich mit den Tarsen berührend, bilden sie auch Überwinterungsgesellschaften, die sich jedoch bei der kleinsten Störung sofort auflösen können. Diese Überwinterungsgesellschaften können bis zu 70.000 Individuen umfassen. Trotzdem gelten Weberknechte als solitär lebend; die meisten treffen sich sonst nur zur Paarungszeit. Die Intensivierung der Forstwirtschaft und der Landwirtschaft führte zu einem rapiden Verlust von Biotopen wie Hecken, Knicks und Bruchwäldern, aber auch zu einer quantitativen wie qualitativen Verringerung der Streuschicht in Wiesen und Wäldern und anderen Elementen dieser Lebensräume, wie zum Beispiel Totholz. Damit ist die intensive Landnutzung die Hauptursache für den Rückgang einiger Arten dieser Tiergruppe.
Fortpflanzung
Bei den Weberknechten erfolgt die Übertragung der Spermien direkt. Dabei stehen sich Männchen und Weibchen mit den Vorderkörpern gegenüber, und das Männchen führt sein Geschlechtsteil durch die Cheliceren hindurch in den Genitalraum des Weibchens. Die Geschlechtsöffnung beider Geschlechter wird durch die Ausbildung einer Chitinplatte verlagert, im Fall der Phalangioida bis direkt unter den Mundraum. In der entstehenden Genitalkammer liegt ein erigierbares und bewegliches Rohr, welches von den Weibchen zur Eiablage (Ovipositor) und von den Männchen zur Begattung als Penis eingesetzt wird. Die Eier legt das Weibchen in kleine Löcher oder Spalten am Boden. Bei einigen südamerikanischen Vertretern der Gonyleptidae wurde eine Brutpflege beobachtet: Das Männchen baut ein Nest und bewacht dieses mit den Eiern und Jungtieren vieler Weibchen, mit denen es sich gepaart hat.
Fossile Belege
Fossilien dieser Ordnung sind extrem selten, was zum einen an der nur gering sklerotisierten Kutikula und dem generell eher filigranen Körperbau, zum anderen aber auch an ihren bevorzugten Habitaten, die meist nur wenig Potential zur Fossilwerdung aufweisen, liegt. Mehr als die Hälfte aller Fossilbelege stellen Bernsteininklusen verschiedener Lagerstätten. Aber auch hier ist die Anzahl der Funde im Vergleich zu anderen Arthropoden gering, was unter anderem auch mit der Fähigkeit der Tiere zusammenhängt, einzelne Beine abzuwerfen, wenn sie sich hierdurch aus einer Gefahrenlage befreien können (wie etwa von einer klebrigen Harzoberfläche). Tatsächlich werden in Bernstein neben den seltenen vollständigen Exemplaren öfter Einzelbeine von Weberknechten gefunden, die in der Regel nicht näher zu identifizieren sind.
Trivia
Insbesondere in den USA hält sich die urbane Legende, dass Weberknechte über ein extrem starkes, sogar für den Menschen tödliches Gift verfügen, welches sie aber aufgrund ihrer winzigen Kieferklauen nicht in ihre Opfer injizieren können. Zwar verfügen Weberknechte tatsächlich nur über relativ kleine Kieferklauen, die zu schwach sind, um die menschliche Haut zu verletzen. Jedoch haben die Klauen keine Giftkanäle für die Injektion, und der Weberknecht besitzt auch keine Giftdrüsen zur Produktion eines solchen Giftes. Hannibal ist der Name eines Weberknechts im Buch „Die Biene Maja und ihre Abenteuer“ von Waldemar Bonsels.
Siehe auch
Systematik der Gliederfüßer Zitterspinnen (Pholcidae), die oft mit Weberknechten verwechselt werden.
Literatur
Jochen Martens: Weberknechte, Opiliones. Die Tierwelt Deutschlands, Teil 64. VEB G. Fischer, Jena 1978. Heiko Bellmann: Kosmos-Atlas Spinnentiere Europas. 3. Auflage. Kosmos, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-440-10746-1. Ralph Platen, Bodo von Broen u. a.: Gesamtartenliste und Rote Liste der Webspinnen, Weberknechte und Pseudoskorpione des Landes Brandenburg (Arachnida: Araneae, Opiliones, Pseudoscorpiones) des Landes Berlin. (PDF; 238 kB) In: Landesumweltamt Brandenburg (Hrsg.): Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg. 8, Nr. 2, 1999 (Beilage).
Weblinks
Arachnologische Gesellschaft e. V.: Checkliste der Weberknechte Mittel- und Nordeuropas.
== Einzelnachweise ==
Abstammungsdiagramm
Weitere Informationen
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