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Pulmonata

Lat. „Pulmonata“
infraclass der Klasse „Schnecken“
1 infraclass, 2 Familien, 4 Arten

Zusammenfassung: Es handelt sich um einen Artikel über Lungenschnecken, eine Gruppe von Schnecken, die die primären Kiemen verloren haben und stattdessen sekundäre Kiemen entwickelt haben. Sie leben auf dem Land und im Wasser und haben sich in verschiedenen Lebensräumen auf der ganzen Welt ausgebreitet. Einige Arten sind Schädlinge oder Krankheitsüberträger, aber die meisten sind harmlos und spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem. Es gibt eine große Vielfalt an Lungenschneckenarten, von denen einige gefährdet sind. Die Systematik der Lungenschnecken ist umstritten und basiert sowohl auf morphologischen als auch auf molekulargenetischen Analysen.

Hierarchie

Genabelte Strauchschnecke
Lat. „Fruticicola fruticum“
Art infraclass „Pulmonata“
1 Art
Schnirkelschnecken
Lat. „Helicidae“
Familie infraclass „Pulmonata“
1 Familie, 2 Arten
Wegschnecken
Lat. „Arionidae“
Familie infraclass „Pulmonata“
1 Familie, 2 Arten

Merkmale
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Die Lungenschnecken besitzen die im Bauplan der Schnecken angelegten Kiemen nicht mehr, doch haben zahlreiche Wasserbewohner sekundäre Kiemen entwickelt. An der gefäßreichen Decke der der Atmung dienenden Mantelhöhle befindet sich eine sich regelmäßig öffnende und schließende Öffnung (Pneumostom), die in einen Hohlraum führt. Infolge seiner Funktion als Atmungsorgan wird er auch als Lunge bezeichnet und war namengebend für die Gruppe. Viele aquatische Lungenschnecken brauchen aber nicht an die Wasseroberfläche zu steigen, um Luft in die Mantelhöhle zu pumpen, sondern können den Gasstoffwechsel direkt über die Wasserphase vornehmen. Zum Grundmuster der Merkmale der Lungenschnecken gehört ein Gehäuse, in das sich das Tier völlig zurückziehen kann. Ein Operkulum zum Verschließen des Gehäuses ist jedoch in der Evolutionslinie zu den Lungenschnecken verloren gegangen. Das Gehäuse ist in einigen Gruppen so stark verkleinert worden, dass sich das Tier nicht mehr ganz in das Gehäuse zurückziehen kann. Teilweise fehlt das Gehäuse äußerlich völlig. Bei einigen Gruppen der sog. „Nacktschnecken“ ist im Mantel nur noch ein kleines Kalkplättchen erhalten, das als Kalkspeicher dient. Das Gehäuse der Lungenschnecken ist im Grundmuster spiralig aufgerollt und besteht aus drei Schichten: einer äußeren organischen Schicht (Periostrakum), einer mittleren aragonitischen Prismenschicht und einer inneren aragonitischen Kreuzlamellenschicht. Die Schale wird von Drüsen am Mantelrand gebildet. Ein (geringes) Dickenwachstum und die Reparatur der Schale kann fast an der gesamten Manteloberfläche stattfinden. Die zum Grundmuster der Schnecken gehörende Torsion (Verdrehung des Weichkörpers) ist bei einigen Nacktschneckengruppen konvergent wieder rückgängig gemacht worden („Detorsion“).

Fortpflanzungsbiologie
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Lungenschnecken sind Zwitter, die sich wechselweise befruchten. Bei manchen Arten treten (in unterschiedlichem Ausmaße) auch Selbstbefruchtungen auf. Lungenschnecken legen bis zu mehrere hundert dotterreiche oder eiklarreiche Eier ab, aus denen nach einigen Wochen die jungen Schnecken schlüpfen. Die Entwicklung ist direkt, also ohne Larvenstadium.

Lebensweise
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Die Lungenschnecken haben sich mit der Landoberfläche einen Lebensraum erschlossen, der den meisten anderen Weichtieren verschlossen blieb. Sie kommen im Intertidalbereich, in Natur- und Kulturlandschaften und sogar in menschlichen Behausungen vom Flachland bis ins Hochgebirge in 6000 m Höhe vor. Einige Arten leben überwiegend im Boden. Sogar in die Trockengebiete und Wüsten der Erde sind sie vorgedrungen. Sehr erfolgreich besiedeln sie auch die limnischen Ökosysteme, teilweise auch Brackwasser und Meer.

Lungenschnecken als Schädlinge
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Im Vergleich mit anderen Schneckengruppen befinden sich unter den Lungenschnecken relativ viele Arten, die vom menschlichen Standpunkt aus als Schädlinge bezeichnet werden können oder als Krankheitsüberträger fungieren. Dies liegt natürlich an der terrestrischen und limnischen Lebensweise der meisten Arten der Lungenschnecken, die damit leicht in Kontakt mit Menschen und deren Nutzpflanzen kommen. Es muss aber betont werden, dass es in absoluten Zahlen ausgedrückt nur wenige Arten sind, die tatsächlich spürbare Schäden an Nutzpflanzen verursachen. Häufig wurden Arten erst dann problematisch, wenn sie aus ihrem ursprünglichen Lebensraum in anderen Regionen verschleppt wurden. Die ganz große Mehrzahl der Lungenschnecken sind harmlos und spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem. Sie sollten auf keinen Fall bekämpft oder wahllos abgesammelt werden. Hier eine Zusammenstellung der wichtigsten Lungenschneckenarten, die Schäden verursachen können (nach Godan, 1999). Viele der aufgeführten Arten sind inzwischen weltweit verbreitet.

Genetzte Ackerschnecke (Deroceras reticulatum (O.F. Müller, 1774)); vor allem im Gemüseanbau (besonders Spargelkulturen), weltweit Wasserschnegel (Deroceras laeve (O.F. Müller, 1774)); siehe D. reticulatum Lehmannia valentiana (A. Férussac, 1822); lokal in Gewächshäusern Boden-Kielschnegel (Tandonia budapestensis (Hazay, 1880)); sehr lokal im Gemüseanbau Milax gagates (Draparnaud, 1801); sehr lokal im Gemüseanbau Tandonia sowerbyi (A. Férussac, 1823); Gemüseanbau, auch Wurzelfraas Ariolimax columbianus (Gould, 1851); vor allem in Küstenwäldern des amerikanischen Westens Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris Moquin-Tandon, 1855); vor allem in Europa auf Kulturland allgemein Große Achatschnecke (Achatina fulica Bowdich, 1822); in den Tropen auf Bananen, Baumwolle, Kaffeesträuchern etc. Gefleckte Weinbergschnecke (Cornu aspersum (O.F. Müller, 1774)); als Neozoon in den USA und Israel in Zitrusplantagen Grunzschnecke (Cantareus apertus (Born, 1778)); im Garten Mittelmeersandschnecke (Theba pisana (O.F. Müller, 1774)); in Israel in Zitrusplantagen Hain-Bänderschnecke (Cepaea nemoralis Linnaeus, 1758); Garten, hauptsächlich auch Zierpflanzen Kleine Sumpfschnecke (Galba truncatula (O.F. Müller, 1774)); Wasserkresseanbau (Belgien, Frankreich) Längliche Sumpfschnecke (Omphiscola glabra (O.F. Müller, 1774)); Wasserkresseanbau (Belgien, Frankreich) Gemeine Sumpfschnecke (Stagnicola palustris (O.F. Müller, 1774)); Wasserkresseanbau (Belgien, Frankreich)

Lungenschnecken als Krankheitsüberträger
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In den Ländern der Tropen werden verschiedene Arten von Lungenschnecken (z. B. Bulinus und Biomphalaria) als Zwischenwirte des Pärchenegels Schistosoma (verschiedene Arten) bekämpft, der die Schistosomiasis auslösen kann. Bei einigen Arten von Schistosoma ist der Mensch der Hauptwirt, bei anderen Arten Weidetiere, Geflügel und Haustiere. Verschiedene Arten der Lymnaeidae sind Zwischenwirte für den Großen Leberegel (Fasciola hepatica), der im Endwirt (Säugetiere) die Fasziolose auslösen kann. Einige Lungenwürmer benötigen als Zwischenwirte Schnecken, meistens Lungenschnecken. Lungenschnecken spielen aber auch als Überträger von Pflanzenkrankheiten eine große Rolle. Der Tabakmosaikvirus kann von Deroceras reticulatum übertragen werden. Diese Art kann auch das Bakterium Corynebacterium insidiosum übertragen, das Luzerne schädigt. Das Bakterium Pectobacterium carotovorum verursacht das Verrotten von verschiedenen Kreuzblütengewächsen. Pilzsporen werden sehr häufig von Lungenschnecken übertragen.

Artenzahl
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Die Angaben über die Artenzahl der Lungenschnecken ist stark variabel. Dies hängt mit der vielfach umstrittenen Aufteilung der oft formenreichen Gruppen in jeweils mehr oder weniger Arten zusammen. Es werden Gesamtzahlen von 16.000 bis über 30.000 Arten genannt. Die überwiegende Artenzahl lebt auf dem trockenen Festland. Manche Gruppen leben auch im Süßwasser, einige im Brackwasser und im Meer. Die Gefährdungssituation ist unterschiedlich; besonders gefährdet gelten viele Süßwasserarten, von denen auch viele schon ausgestorben sind.

Systematik
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Die Gruppe der Lungenschnecken wurde lange Zeit als monophyletisches Taxon betrachtet. Wichtige Grundlage waren gewisse morphologische Eigenheiten, wie die sogenannte streptoneure Innervation der Kopftentakel und das Fehlen eines Rhinophor-Nerven. Neben verfeinerten morphologischen Analysen sind es aber insbesondere eine rasch gewachsene Zahl an molekulargenetischen Untersuchungen, die gezeigt haben, dass die “Lungenschnecken” eine paraphyletische Gruppe darstellen.Die folgende orientierende Zusammenstellung folgt dem Prinzip nach der Einteilung von Bouchet & Rocroi (2005). Bei diesen Autoren sind die „Lungenschnecken“ als Gruppe („informal group“), nicht als Ordnung bezeichnet. Ebenso haben diese Autoren in ihrer Klassifikation auf alle Kategorienbezeichnungen oberhalb der Überfamilie verzichtet. Auch die „Basommatophora“ bilden lediglich eine solche (paraphyletische) Gruppe. Monophyletische Taxa sind aber auch nach neuesten Befunden die Eupulmonata und auch die Stylommatophora.

Literatur
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Winston Ponder & David Lindberg: Towards a phylogeny of gastropod molluscs; an analysis using morphological characters. In: Zoological Journal of the Linnean Society. 119: 83-265, London 1997 ISSN 0024-4082 Dora Godan: Molluscs Their significance for Science, Medicine, Commerce and Culture. 203 S., Parey Buchverlag Berlin 1999 ISBN 3-8263-3228-8 Christopher M. Wade, Peter B. Mordan und Fred Naggs: Evolutionary relationships among the Pulmonate land snails and slugs (Pulmonata, Stylommatophora). In: Biological Journal of the Linnean Society, 87: 593-610, Oxford 2006 ISSN 0024-4066

Weblinks#

Palaeos Molluscs of Central Europe Animal Diversity Web

Zusammenfassung: Es handelt sich um einen Artikel über Lungenschnecken, eine Gruppe von Schnecken, die die primären Kiemen verloren haben und stattdessen sekundäre Kiemen entwickelt haben. Sie leben auf dem Land und im Wasser und haben sich in verschiedenen Lebensräumen auf der ganzen Welt ausgebreitet. Einige Arten sind Schädlinge oder Krankheitsüberträger, aber die meisten sind harmlos und spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem. Es gibt eine große Vielfalt an Lungenschneckenarten, von denen einige gefährdet sind. Die Systematik der Lungenschnecken ist umstritten und basiert sowohl auf morphologischen als auch auf molekulargenetischen Analysen.

Abstammungsdiagramm

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