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  1. Das wöchentliche Arthropoden-Bulletin/

Lichterfestival

·3 min
Jörn
Patrick

Kommt herein und werft einen Blick in meine Welt — die Welt von Max, dem Nachtfalter. Hier, in dieser leuchtenden Arena der Nacht, beginnt meine ganz eigene Erzählung, ein Zusammenspiel von Gefahr und nächtlichen Wundern.

Der Titel „Nachtfalter“ passt perfekt zu mir – er ist ein lebendiges Zeugnis meiner Aktivitäten in der Dunkelheit, die ich mit vielen meiner wirbellosen Freunde teile. Während die Menschheit im Schlaf versunken ist, entfalte ich meine Flügel, angezogen von einer mysteriösen und unwiderstehlichen Kraft — dem Licht.

Diese seltsame Anziehung zu Lichtquellen ist mein ganz persönliches Laster, ein faszinierendes Rätsel, das mich immer wieder fesselt. Es fühlt sich an wie ein Ruf, dem ich nicht widerstehen kann, als würde mich eine unsichtbare Hand dorthin führen.

Und ich bin bei Weitem nicht der Einzige, der so fühlt. Viele meiner Artgenossen, und sogar meine entfernten Verwandten unter den Insekten, fühlen sich ebenso von diesem rätselhaften Lichtsog angezogen. Es ist, als hätten wir alle dieselbe innere Stimme, die uns sagt: „Verpasse nicht die beste Party der Nacht!“

Doch in dieser Nacht stoße ich auf etwas völlig Unerwartetes. Während ich durch die kühle Luft gleite, entdecke ich eine Szene, die mir den Atem raubt. Eine massive Kröte, bedeckt mit dicken Warzen, sitzt unter einer Laterne. Sie wirkt träge, aber ihre Augen sind wachsam. Dieser Anblick löst in mir ein Gemisch aus Ekel und Faszination aus.

In einem Moment der Erkenntnis wird mir die Gefahr klar. Diese Kröte, ein meisterhafter Jäger, hat die Lichtquelle zu ihrer heimtückischen Falle gemacht. Ohne viel Aufwand schnappt sie sich meine ahnungslosen Freunde, die — geblendet vom Licht — direkt in ihr Unglück fliegen.

Ich versuche, meine Gefährten zu warnen, rufe ihnen zu, umzukehren, aber für viele kommt meine Warnung zu spät. Einige werden von der Kröte verschlungen, andere verfangen sich in den kunstvoll um die Lichtquelle gewobenen Spinnennetzen.

Dieser Ort, der einst ein sicherer Hafen in der Dunkelheit war, hat sich in ein Schlachtfeld des Überlebens verwandelt. Früher waren solche Lichtfallen noch selten, doch heute sind sie fast überall zu finden, ein Nebenprodukt des menschlichen Fortschritts, das unser nächtliches Leben grundlegend verändert hat. Für viele von uns ein tödliches Schicksal, für andere eine Chance zum Überleben.

Trotz der Risiken haben die Lichter weiterhin eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf mich, eine Faszination, die mich zu einem Wanderer zwischen Vorsicht und Neugier macht. Am Ende einer ereignisreichen Nacht werde ich Zeuge, wie sich die frühen Vögel zum Frühstück versammeln — die nächste Bedrohung. Doch für heute habe ich genug erlebt.

So endet meine nächtliche Reise, ein lebhaftes Beispiel für die unvorhersehbaren Wendungen des Lebens und ein Beleg für die atemberaubende Komplexität unserer Welt. Ich, Max, ein einfacher Nachtfalter, stehe im Mittelpunkt dieser Wunder, als stiller Beobachter und Akteur in diesem spannenden Theater der Natur.